Verständnisfragen zu Pegel, Normalisierung und R128

Hallo Community,

ich habe ein paar Fragen zu den neuen Peak- und Lautheitsanalysen.
Ich weiß was Peak, True Peak und Lautheit ist.

1.) Wird in mAirlist der Wert bei der R128-Lautheit in LUFS angegeben?
2.) Wird bei der Normalisierung während der Synchronisation vom Peak oder True Peak ausgegangen?
3.) Die Pegelanzeige beim Encoder. Ist die Range 0 dBFS? Ab welchem dB-Wert wird die gelbe Pegelanzeige abgebildet? -9dBFS
4.) Verhält sich die Pegelanzeige der Player bzw. Cartwallplayer analog zum Encoder?
5.) Wie sieht der maximale Pegelwert bei der Wellenform aus?

Ich frage deshalb:

1.) Meine Songs “normalisierte” ich vorab mit mp3Gain auf einen Wert von 96 dB. Je nachdem welche Differenz vorlag, addierte oder subtrahierte ich bei jedem Song manuell auf. Bei 24-bit Systemen ist 96 dB kein Problem, da ja hier ein Dynamikbereich von 144 dB zur Verfügung steht, korrekt? Interessant war, dass ich mitunter Songs so hoch verstärken konnte, sodass die ganze Wellenformübersicht von mAirlist grün war, ohne Verzerrungen wahrzunehmen. Deshalb fragte ich nach dem max. Pegelwert in der Wellenformansicht. Damit einher geht auch, dass ich bei den normalisierten Songs im Playerpegel häufig im grünen und gelben Bereich war, ich aber auch Titel hatte, bei denen häufig bei druckvollen Passagen die Übersteuerungsindikation rot erschien ohne, dass eine Verzerrung wahrnehmbar war. Deshalb die Frage, nach welchem Wert die Pegel von mAirlist arbeiten.

2.) Nun hatte ich überlegt, probiere ich mal nach R128 auszusteuern. Es erschienen Werte für alte, dynamikreiche Songs mit ca. -15 und moderne, überkomprimierte Songs lagen bei -7. Daraus schließt sich für mich, dass ich erstere um -8 db und letztere um -16 db herabsenken muss, um auf den Zielpegel von -23 LUFS zu steuern. Das ist dann aber so leise, dass man nichts kaum noch etwas hört, die Wellenform fast nur noch ein Strich ist und nachfolgende Geräte zu leise angesteuert werden. :-\

Genau das ist das Prinzip von R128: Man macht die modernen, komprimierten Titel so viel leiser, dass die alten Produktionen von der Lautheit her mithalten können. Dass das Gesamtsignal dabei insgesamt leiser wird, ist nur logisch. Anders geht es halt nicht.

Wenn du also konsequent in R128 senden und ausstrahlen willst, dann muss der Hörer sein Endgerät entsprechend lauter stellen. So wie es heute schon durchgängig beim TV gemacht wird (dort wird überall mehr oder weniger verpflichtend nach R128 produziert).

Zu deinen Fragen:

  1. Ja, LUFS, natürlich.
  2. True Peak; ist aber meist fast identisch mit dem “einfachen” Peak.
  3. Oben 0, gelb -6, unten -40 dBFS.
  4. Ja.
  5. 0 dBFS

Ergänzung zu 3): Man kann die Werte in der mAirList.ini bei Bedarf anpassen, zum Beispiel so, dass der Headroom der ARD-/DIN-Norm von -9 dBFS entspricht:

[Peakmeter]
Overload=0
Headroom=-9
BottomEnd=-40

Das würde aber nur dann wirklich Sinn machen, wenn man auch das ganze Material nach ARD-Norm aussteuern würde (und ich rede hier nicht von R128), also die Files auf -9 dBFS normalisieren würde. Ich kenne aber keinen kleinen (nicht-kommerziellen oder Internet-)Sender, der das tut. Die meisten normalisieren einfach volle Kanne auf 0 dBFS, also so laut wie es geht.

Ansonsten glaube ich, dass du hier verschiedene dB-Skalen durcheinander wirfst.

Dezibel beschreibt immer ein Verhältnis zu einer Bezugsgröße, bei dBFS zum Beispiel der digitalen Vollaussteuerung (Full Scale, 0 dBFS = Samplewert 100%).

Mit welche Bezugsgröße arbeitet mp3Gain? Was bedeuten diese 96 dB? Auf welchen Wert bezieht sich diese dB-Skala? Das konnte mir bislang noch niemand erklären. Ohne diesen Bezugswert ist das eine reine Phantasieskala, die nichts mit anderen dB-Werten zu tun hat.

Hallo Torben,

vielen Dank für die Infos. Das hat mir auf jeden Fall sehr weitergeholfen.
Also halte ich fest, dass nach R128 auszusteuern beim Webradio wenig Sinn macht. Okay.
Auch die Erkenntnis, dass mp3Gain eigentlich keinen nachweisbaren Bezugspegel hat, macht mich nachdenklich, ob ich überhaupt richtig aussteuere.

Wenn man mp3 Gain nicht wirklich trauen kann, werde ich wohl meine Songs nach R128 analysen aber nicht nach -23 LUFS, sondern vielleicht einheitlich auf -15, -12 oder -9 aussteuern, damit ich eine einheitliche Lautheit habe.

Eine Frage habe ich aber noch:
Wenn die Wellenform max. 0 dBFs angibt, ich aber extrem verstärke, sodass ich über diese Grenzen trete, höre ich häufig keine Verzerrung. Vielleicht erst ab +20 - +30 dB Verstärkung. Bin ich doof, habe ich schlechte Ohren? Wie geht das?
Also normalerweise nicht über die Wellenform treten und alles ist save, richtig?

Ich hole diesen Thread mal wieder aus der Versenkung und hänge mich dran.
Dabei geht es mir allerdings nicht um mp3gain, 24-bittige Dateien oder 96 dB irgendwas ::slight_smile:

Im [font=courier]Eigenschaften-Dialog > Audio-Datei > Pegelwerte > R128-Lautheit[/font]:
Der dortige Wert zeigt an, wie laut dieser Titel ohne Korrektur beim Hörer ankommen würde, richtig?

Genau. Das ist der “Integrated”-Wert über die gesamte Spiellänge der Datei. Wenn dort z.B. -13 LUFS steht, dann müsste man -10 dB draufgeben, um auf die von R128 geforderten -23 LUFS zu kommen.

Alles klar, danke. :slight_smile:

Oder aber einen anderen Zielwert, solange das noch nicht verbindlich ist. Die meisten Podcaster z.B haben sich, wenn ich es richtig im Kopf habe, auf -16 LKFS eingeschossen.

Immerhin wäre es ein erster Schritt, wenn sich innerhalb eines Webradios alle darauf einigen könnten, dass das gesamte Audiomaterial eben den [Zielwert ±1] hat (inklusive Jingles, Drops und sonstiges wummsmäßiges Material) und dann in dem vereinbarten Korridor bei max. -1dBTP ausgesendet wird.

Ich denke, Du bist da mit mAirList auf einem äußerst guten Weg, auch wenn das für Dich nicht gerade die höchste Priorität hat.
Wenn ich das richtig sehe, könnte das sogar ReplayGain obsolet machen (zumindest für Ausspielzwecke). Ich wühle mich derzeit durch ähnlich gelagerte Threads, teils noch aus 5.x-Zeiten; da stehen ein paar äußerst interessante Dinge drin. 8)

Der Zielwert -23 LUFS ist Bestandteil der R128-Empfehlung. Klar kann man einen anderen nehmen, aber dann ist es kein R128 mehr.

Das eigentliche Verfahren zu Lautheitsmesung nennt sich “BS.1770”, damit wird der Ist-LUFS-Wert ermittelt.

Die R128-Empfehlung bezieht sich auf eben jenes Verfahren und definiert ein paar Parameter drum herum, eben auch diesen Zielwert von -23 LUFS, aber auch noch ein paar andere Dinge (Gating etc.).

https://tech.ebu.ch/docs/r/r128_2011_DE.pdf

Ich hab dazu auch eine Verständnisfrage:

Wenn ich eine Musikdatei analysiere dann steht da bei R128 z.B. -10,6, dies muss ich auf -23 austauschen - Richtig? Danach dann im Reiter “Wiedergabe” auf Normalisieren drücken -Richtig?

Beim “Normalisieren” ist bei mir ein Wert von -2,00 eingestellt, hab das hier irgendwo im Forum gelesen.

Nein.
-23 LUFS ist der Zielpegel. Der ist, so man sich perfekt an die R128 hält, vorgegeben. Da Musik aber nicht gleichmäßig laut wirkt, muss ein Korrekturwert her, der von Stück zu Stück variiert. Das wären dann in deinem Fall die -10,6, soll heißen: Zur Erreichung der R128-Vorgaben ist Dein Musikstück - im Schnitt - 10,6 LUFS zu laut.

Nicht unbedingt - zumindest nicht, wenn es um die R128 geht.
“Normalisierung” bezieht sich auf die Spitzenpegel und hat mit der “Loudness” im hier gemeinten Sinne nichts zu tun. Diese Maßnahme wäre also eher kontraproduktiv, sofern Torben die “Normalisierung” nicht auch schon auf R128-Vorgaben umgestellt hat.

Das ist zur Abwechslung tatsächlich ein Zielwert.
Der höchste Wert ist 0,0 =100%, aber das kann jeder halten, wie er / sie will. Manche hätten ihren Peak halt gerne höchstmöglich ausgefahren, andere wiederum lassen eine “Aussteuerungsreserve” (was de facto Quatsch ist), aber man könnte so jedenfalls unhörbares Clipping vermeiden.

Was der dazu geeignete Wert ist?
Für die Fetischisten unter euch habe ich einen Lesetipp zum Thema “True Peak Mastering” (was ist das denn schon wieder?).
Friedemann Tischmeyer bei delamar: “Die ganze Wahrheit über True Peak Level und warum die meisten CDs übersteuert sind”.

Hallo Uli!

Vielen Dank für deine aufschlussreichen Antworten.
Ich mach es konkret: Ist folgender Weg ein gangbarer: Musiktitel mit Adobe Audition kann man die Musiktitel automatisch auf LUFS -23 einstellen, dies auch speichern, dann in Mairlist reinladen, Mairlist macht dann eine Analyse nach R128 und normalisiert diese auf -2,00 (beides muss in Mairlist vorab eingestellt werden).

Oder wie macht ihr das?

Danke nochmals an Uli, den Artikel werde ich genau studieren.

Manfred

Mein Kurz-Resümee vorab: Du machst es Dir unnötig schwer. Außerdem zweifle ich im Augenblick daran, dass Du die nötigen Zusammenhänge verstehst.
Mir scheint, Du wirfst Dich voll Inbrunst auf eine noch gar nicht verbindlich eingeführte Empfehlung, ohne zu wissen, wozu das gut ist und was es Deinen / euren Hörern bringt. Doch dazu später.

Ja, auch mein Hindenburg Journalist kann das, aber ich käme nicht auf die Idee, mein Musikarchiv da durch laufen zu lassen und jeden Titel verändert neu zu speichern.

Ich kann so eine Maßnahme verstehen, wenn die Datei(en) / Beiträge weitergegeben werden sollen, wo sie ausspielfertig gemastert sein müssen und das Ausspielsystem nicht auf R128 vorbereitet ist. Oder vergleichbare Fälle.
Aber aktuell, im Webcasting-Betrieb? Wenig zielführend, schätze ich. Zumindest zum heutigen Zeitpunkt.

Beim Einlesen von neuen Dateien, ja. Der Altbestand kann über die Massenbearbeiung analysiert werden.

Soweit ich das verstanden habe, ist die R128-Analyse eine Vorbereitung auf spätere Versionen, wo Torben etwas entsprechendes in die Player einbauen möchte. Das ist aktuell noch nicht der Fall, aber wenn es soweit ist, besteht ein vorbereitetes Archiv, das passende Analysedaten seit der 6.0 aufweist.
- Torben möge mich korrigieren, wenn ich falsch liege. -

Jetzt verstehe ich aber eins nicht: Wenn Du eine auf -23 LUFS gespeicherte Datei in mAirList einliest, wie kommt es dann auf -10,6 in der R128-Analyse? Müsste das nicht stattdessen “0,0” als Ergebnis auswerfen?
EDIT: Nein, 23,0 müsste da stehen. Begründung im Nachtrag weiter unten. Denkfehler am Sonntag.

Nicht automatisch, nein - es sei denn, ich hätte was verpasst. Woher beziehst Du diese Kenntnis? Liefer doch bitte mal eine Quelle, dann lerne ich gerne hinzu.

Im übrigen käme ich auch nicht auf die Idee, eine Datei in mAirList zu normalisieren, weil ich mich vom Gedanken der Peak-Normalisierung verabschiedet habe. Diese Zeiten sind - für mich - schon lange vorbei.

R128 nicht, Peak schon. R128 ist fest vorgegeben.
Weißt Du eigentlich, was es bedeutet, sein Programmaterial nach R128 auszuspielen?

Ganz anders. 8)

Zunächst einmal: R128 ist derzeit sowohl beim Radio wie auch beim Webcasting als auch in Podcasts bekannt, wird aber nicht umgesetzt. An Streaming-Dienste mag ich da erst gar nicht denken. Gerne wird mal mit -14 LUFS gerechnet, andere machen es mit -16 LUFS.
Aktuell kenne ich keinen deutschsprachigen Webcaster, der diese Vorgabe bzw. Empfehlung konsequent umsetzt.

Sofern einzelne Moderatoren das machen und die Betriebsleitung das akzeptiert, mag es auch jetzt schon vorkommen (dann würde ich mir das gerne mal anhören). Aber glauben kann ich es aktuell noch nicht. Vielleicht höre ich Dich ja mal?

Was ich damit sagen möchte: Solange R128 noch nicht ernstzunehmend in der Webcaster-Szene angekommen ist, handele auch ich noch nicht entsprechend.
Allein: So kompliziert wie Du arbeite ich gar nicht. Abgesehen davon werde ich einen Teufel tun, meine sauber gerippten Original-Musikdateien so zu verändern.

Meine Dateien durchlaufen in foobar2000 die Funktion replaygain [scan per track]. Dieser im Tag hinterlegte Wert kann von mAirList einwandfrei ausgelesen werden. Mehr brauche ich nicht.
Mit dieser Einstellung bin ich in aller Regel schon leiser als die meisten anderen Radios da draußen - und aktuell immer noch lauter als mit der R128.

Das ist alles. Ganz einfach.

Mir fällt gerade auf, dass ich mich getäuscht habe und Dir einen falschen Rat gegeben habe.

Nein.
-23 LUFS ist der Zielpegel. Der ist, so man sich perfekt an die R128 hält, vorgegeben. Da Musik aber nicht gleichmäßig laut wirkt, muss ein Korrekturwert her, der von Stück zu Stück variiert. Das wären dann in deinem Fall die -10,6, soll heißen: Zur Erreichung der R128-Vorgaben ist Dein Musikstück - im Schnitt - 10,6 LUFS zu laut.[/quote]

Die -10,6 sind kein Korrekturwert, wie fälschlicherweise von mir behauptet, sondern die tatsächlich gemessene Lautheit. So laut bist Du also wirklich. Um auf -23 LUFS zu kommen, müsstest Du also 12,4 LUFS leiser (!) nach ITU BS.1770 werden.
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es falsch ist, in das dortige Feld müsse -23,0 LUFS eingetragen werden. Es sei denn, mit “austauschen” meintest Du “es wäre schön, wenn dieser Wert da drin stände”. :wink:

Die Lösung stand auch schon in dieser Diskussion weiter vorn in diesem Thread:

[quote=“Uli Nobbe, post:4, topic:10959”]Im [font=courier]Eigenschaften-Dialog > Audio-Datei > Pegelwerte > R128-Lautheit[/font]:
Der dortige Wert zeigt an, wie laut dieser Titel ohne Korrektur beim Hörer ankommen würde, richtig?

Das sagt eigentlich alles. Sorry für die falsche Fährte.

… und weiter geht’s. 8)
So langsam entwickle ich mich hier zum Fetischisten in Sachen EBU R128, mp3gain und replaygain. Macht aber auch Spaß.

Ich möchte noch mal eine vorherige Diskussion aufgreifen:

Torben merkt dazu an:

[quote=“Torben, post:2, topic:10959”]Dezibel beschreibt immer ein Verhältnis zu einer Bezugsgröße, bei dBFS zum Beispiel der digitalen Vollaussteuerung (Full Scale, 0 dBFS = Samplewert 100%).

Mit welche Bezugsgröße arbeitet mp3Gain? Was bedeuten diese 96 dB? Auf welchen Wert bezieht sich diese dB-Skala? Das konnte mir bislang noch niemand erklären. Ohne diesen Bezugswert ist das eine reine Phantasieskala, die nichts mit anderen dB-Werten zu tun hat.[/quote]

Diese Meinung bekommt man auch an anderen Stellen im Netz zu lesen: “89” ist ein mittlerweile allgemeingültiger Wert für “gain mich”, und irgendjemand hat halt mal ein dB ohne weiteren Bezug dahintergenagelt, weil es halt besser ausschaut und es die normalen Benutzer beruhigt.
Soweit jedenfalls eine wilde, aber höchst amüsante These, in der ein Körnchen Wahrheit stecken könnte.

Leider findet dieser dB-Unsinn sich auch in ernstzunehmender Software wieder, wie z.B. foobar2000 (selbst in der am 24.07.2018 erschienen Version 1.4 wurde das nicht bereinigt, wohl aber grafisch besser aufbereitet (siehe Screenshot)).

Unabhängig davon: Ob man nun 89 als Zielwert nimmt oder 96 (theoretisch-rechnerisch wären maximal 97,76 dB (echt!) drin, siehe Sengpiel (Nr. 2)), ist im Grunde egal … oder eben auch nicht. Kollege dea warf in den radioforen mal die 91,3 in den Raum:

Wenn du meinst, jedes MP3 zwanghaft so leise machen zu müssen, um anschließend dein Abspielgerät aufzureißen, damit du etwas hörst, kannst du das freilich tun. Sinn macht das jedenfalls keinen. Du schmälerst damit lediglich indirekt die Fähigkeiten deines D/A-Wandlers, reduzierst ebenso indirekt den Dynamikbereich des Verstärkers und das Endergebnis ist schwachbrüstiger Sound.

Genau aus dem Grund werkelt MP3Gain bei mir mit 91,3. Da es nur in 1,5-dB-Schritten rechnen kann, ergibt sich für einzelne Tracks ein Maximalpegel von 92,0. In Ausnahmefällen, wo MP3Gain die Hüllkurve aufgrund schwieriger Transienten falsch einschätzt, kommt es mal dazu, dass ein Titel nach Aussage des Programms clippt. Das ist aber in aller Regel tolerabel bzw. vollkommen unproblematisch und wird nachgegaint, falls es zu heftig ist. Ansonsten liegen die Ausgangspegel selbst bei dem Zielwert gern bei -4 dB und noch darunter.

Ich habe ihn später mal gefragt, wie er denn ausgerechnet auf den Wert gekommen sei, und wenn ich es noch richtig im Kopf habe, spielt das eine Rolle, wenn man seine Musik nicht nur als Webcast, sondern ggf. auch über amtliche Beschallungsanlagen ¶ wiedergeben möchte.
Alles an Eingangssignalen > 91 dB würde unlimitierte Verstärker und Lautsprecher an ihre physikalischen Grenzen bringen; aber dazu fehlt mir jetzt wieder hinreichend fundierte Theorie. Zumal die Systeme, mit denen ich heute zu tun habe, alle spezielle Controller haben, in denen Presets für die richtige Amp / Sub / Top-Kombi hinterlegt sind. Das wiederum ist eine Wissenschaft für sich, die vielleicht noch Kollege @shorty versteht und die, streng genommen, auch gar nicht mehr hierhin gehört.

Meine Musik aber muss im Zweifel als Backup an einer PA herhalten, und da brauche ich nix bis zum Anschlag fetzendes. Keine Diskussion.

Beim neuen foobar2000 (V 1.4) gefällt mir die klar erkennbare Variante zum “True peak scan”. Das 2-fache Oversampling ist eine Standardvorgabe; man kann aber auch andere (höhere) Werte auswählen.

Ich denke, bis der nach EBU R128 ausspielende Player vollständig implementiert ist, ist foobar2000 > replaygain > mAirList die effizienteste Variante für gleich lautes (leises), dynamisches Musikstreaming.


Natürlich kenn ich mich damit nicht so aus, sonst würde ich ja keine Fragen stellen, sondern Antworten geben. Dafür ist ein Forum eben da. Die Antworten sind teilweise sehr hilfreich-DANKE. Nur da gibt es eine Richtlinie und es hält sich keiner dran. Dann brauch ich auch keine Richtlinie.
Ich denke, wenn man mit den lautesten Ausschlag beim Pegel im unteren gelben Bereich drinnen ist, dann passt es. Die Lautheit ist da noch ein anderes Thema.

Manfred

Jetzt musste ich doch heftig lachen.
Die EBU R128 ist, bezogen auf das Radio, aktuell eine Empfehlung und - noch - keine verbindliche Richtlinie. Soweit ich weiß, gilt das fürs Fernsehen (ich habe mal entsprechende Vorgaben für Fernseh-Werbespots in der RTL-Gruppe gesehen), um massive Lautheitssprünge zwischen Programm und Werbeblock zu vermeiden.

Aber wenn Du Richtlinien brauchst: Hast du denn bislang nach ARD-Standard ausgesteuert?
Nein?
Dann brauchst du ohnehin keine Richtlinie, weil sie Dir sowieso egal waren; warum sollte das in Zukunft anders sein?

Im übrigen: Auch wenn etwas (noch) nicht verbindlich ist, kann man freiwillig ein Vorbild sein und gegen den Strom schwimmen.
Natürlich wird es, wie im Webcasting leider üblich, Neider und Spötter geben, und die Zuhörer werden “Lauter!” rufen, aber das kenne ich aus Diskotheken zur Genüge (da gibt es andere, gleichfalls nicht zwingende Richtlinien und Anhaltspunkte), und dennoch muss man nicht jeden Scheiß mitmachen.

Der Gag ist doch folgender: Wenn Du heute Webradio-Streams auswertest, bekommt man in aller Regel bunt zusammengewürfelte Resultate nach Gutdünken, die meist dem Prinzip “Hauptsache ins Ohr gedrückt” folgen. Jeder macht, was er will (und ich fürchte, das wird sich in absehbarer Zukunft auch nicht ändern).

mAirList ist ein professionelles Produkt für professionelle Broadcaster - verbunden mit einer Amateur-Option, von der wir hochgradig profitieren. Und wenn mAirList uns die EBU R128-Option bietet, werde ich sie dankend annehmen.

Die Kernfrage ist im Moment doch eine andere: Brauchst Du wirklich eine Richtlinie, um guten Klang zu erzeugen, oder könntest Du jetzt schon ohne Peak-Normalisierung eine saubere Arbeit abliefern?
Sofern Du das überhaupt möchtest, natürlich.

Der @manf100 hat mich da jetzt so derart angefixt, dass ich mich einem Selbstversuch unterzogen habe.

Anordnung:
mAirList streamt eine Playliste im Auto-Modus.
10 Titel, je 2 pro Jahrzehnt.
Nur mAirList, keine dahintergeschaltete DSP-Hardware, keine Sound-Plugins, kein Limiter etc.
Stream intern im LAN; der “hörende PC” zeichnet via Soundkarten-Loopback in Audacity auf. Keine Nachbearbeitung.

[ol][li]Titel nach Replaygain mit Vorgabe “89”, Scan per Track[/li]
[li]Titel in mAirList normalisiert mit Zielwert -1,5 dB[/li][/ol]

(siehe Screenshots)

Sehr schön sind hier die grundsätzlichen Unterschiede zu erkennen:
Replaygain versucht die loudness (innere, hellblaue Hüllkurve: quadratischer Mittelwert (RMS)) auf einem Level ohne größere Sprünge zu halten.

Die Normalisierung hingegen orientiert sich an den Spitzenwerten (Peaks) und versucht, sie auf den Zielwert zu bringen (was, wie man am ersten Titel herausragend erkennt, gründlich in die Hose gehen kann - mieses Mastering halt). Dass die loudness dabei recht deutliche Sprünge macht, ist der ebenso unerwünschte wie vermeidbare Nebeneffekt.

Jetzt kommts: Der mit Hilfe des Orban Loudness Meter (Analysis) ausgemessene Wert für die Replaygain-Aufzeichnung beträgt -18 LUFS nach ITU BS.1770. :o
Soll heißen: Wer mit dem Gedanken schwanger geht, zukünftig mit durchschnittlich -23 ±1 LUFS bei seinen Hörern anzukommen, dürfte vermutlich heute schon deutlich zu laut sein und darf sich, nach einer Umstellung, auf entsprechende Proteste seiner Hörer gefasst machen.

Ich wurde auch gefragt, was man den machen müsse, um so toll zu klingen wie ein großer Sender, der als Vorbild gesehen wird.
Diese Frage will ich nicht beantworten >:( aber ich habe eine unmoderierte Stunde des entsprechenden Streams mitgeschnitten (siehe Screenshot). Solange die Hörer auf so einen klanglichen Sch… konditioniert sind, werden es die Pioniere der EBU R128 im Webcast (!) ziemlich schwer haben.

Eure Entscheidung.


mAL RG 89.png

mAL Norm -1,5.png

großes Vorbild Automation 60 Minuten.png

Jetzt möchte ich doch mal als Fernseh-Ton-Mann meinen Senf dazu geben
Wie schon früher erwähnt, steuern wir seit einigen Jahren nach R128 aus, und die Arbeit ist einfacher geworden, zumal ich als produzierender Tonmensch während der Produktion nicht weiß, in welchem Umfeld die Sendung läuft. Die fertige Produktion wird bei der Sendung so klingen, wie ich es wollte, ohne, dass sie durch eine Dynamikbearbeitung (Optimod o.ä.), die ich nicht mehr in der Hand habe, verändert wird.

R128 analysiert die Titel nach Lautheit. Das ist ein Wert dafür, wie laut der jeweilige Titel einem Menschen vorkommt.

Es ist kein technischer Aussteuerungspegel, wie zum Beispiel 0 dBV.
Es geht nicht darum z.B. ein Mikrofon verzerrungs- und rauschfrei aufzunehmen. Dieses technische Pegeln hilft, das technische Equipment nicht zu übersteuern.
Die Aussteuerung (oder in mairlist die Analyse) nach R 128 sorgt dafür, dass die empfundene Lautstärke bewertet wird.

Das Schöne an einer nach R128 gepegelten Datei ist, dass man vorher weiß, dass man bei den Hörern nicht den Infarkt auslöst, und dass der Titel nicht zu leise ist.

Ja, das gesamte Programm wird leiser!

Aber ein grausam gegen die Wand (die Brickwall) gefahrener Titel, der per se nicht mehr gut klingt, sondern nur laut ist (soviel ich weiß, haben sich selbst eingefleischte Metallica Fans über die Soundqualität von Death Magnetic ausführlich beschwert) klingt jetzt nicht mehr lauter, sondern nur noch Sch…
Wenn ich aber in der Sendung “vernünftig” produzierte Programme so laut mache, dass sie zu dem lautmöglichst produzierten Titel passen, werden diese unnötig in den Kompressor gefahren, oder sogar aller Pegelspitzen brutal beraubt - mit allen negativen Auswirkungen auf den Klang. Der Produzent wird sich freuen, wenn sein Titel nicht mehr so klingt, wie er das wollte.

Das “immer lauter” hat sich in vielen Köpfen festgesetzt, ist aber technisch allenfalls bei der analogen terrestrischen Sendung über Antenne von Belang. Hier werden tatsächlich bei höherem Programmpegel höhere Reichweiten erzielt. Den Ursprung hat es aber vor allen Dingen im Amerika der 60er und 70er Jahre, wo es wichtig war “besser” (lauter) zu klingen, damit beim zappen mehr Hörer beim Sender blieben und so und durch eine höhere Reichweite mehr Hörer für höhere Einnahmen durch die Werbekunden sorgten.

Das Vorgehen in mAirlist noch etwas umständlich: Den Titel bei den Eigenschaften auf der Seite “Audio Datei” analysieren. Die Differenz des R128 Werts zu -23 LUFS (heißt übrigens Loudness Units Full Scale) auf der Seite “Wiedergabe” in das Feld Verstärkung eintragen. Ergibt die Analyse z.B. -9,6 LUFS, müssen für die korrekte R 128 Wiedergabe -13,4 als Verstärkung eingetragen werden.

Das war jetzt alles etwas durcheinander, aber hoffentlich hilft es.

Geiler Beitrag, danke. 8)

Für mich jedenfalls nicht, nö. Hat FAQ-Reife.

Nun ja. Mein angehängtes Bild 3, der Stream-Mitschnitt des vermeintlichen Vorbilds, überfährt aber regelmäßig die 0 dBFS (TP) und weist amtliche Lautheitssprünge auf.
Stört es die Zuhörer und eventuelle Nacheiferer? Nö.

Nicht nur, nein.
Die Ursprünge des Loudness War gehen Hand in Hand mit dem zunehmenden Einzug der Audio-CD in die Musikproduktion. Es waren nicht die Toningenieure, sondern die Marketing-Fuzzis der Plattenfirmen, die fragten: “Wieso können wir die höhere Dynamikreserve der CD nicht noch stärker ausnutzen?”. Das Ergebnis ist hinlänglich bekannt.

Nimmt man die heutzutage so gemasterten (auch: remasterten) Popmusik-Stücke seit der Jahrtausendwende, erscheint in den meisten Fällen die Wellenform “Brikett”. Läuft nun R128 darüber, wird das Brikett unerwartet klein und offenbart unfreiwillig seine fehlende Dynamik.

Zurück zu mAirList:

Soweit ich Torben verstanden hatte, will er sich ja langfristig von der Korrekturwert-Kiste verabschieden. Zumindest soll die Kalkulation anders erfolgen. Das löst zwar erst mal nicht grundsätzlich das Problem im Live-Betrieb, aber dieses Problem besteht heute ja auch schon. R128 ist also kein Allheilmittel, aber ein verdammt guter Ansatz.

Was Du jetzt zum Korrekturwert schreibst, finde ich richtig geil. Nun stehen diese Werte ja nur in der mAirList-Datenbank und nicht im Tag (ich nutze FLAC) und ich kann sie extern nicht nutzen.
Frage: Lässt sich der von Dir vorgeschlagene Weg als Workaround per Script lösen?
Sorry, keine Ahnung, bin kein Scripter.

Kann jemand helfen, hat jemand eine Idee?

Update: Ich habe meinen vorab beschriebenen “Versuchsaufbau”, die 10 Musikstücke aus 5 Dekaden, auf diese Art und Weise mal auf -23 LUFS manuell korrigiert.
Wie nicht anders zu erwarten, ist die Auswertung des Mitschnitts eine sehr schöne Punktlandung. Die Dynamik tat wie erwartet gut und ich habe nichts an Lautstärke vermisst. Ganz im Gegenteil, das Durchhören hat richtig Spaß gemacht.

Ich freue mich auf ein mAirList mit der R128-Option! 8)


Ich hatte da noch was im Hinterkopf, dem wollte ich mal nachgehen. Torben schrieb etwas weiter oben zu einigen Fragen unter anderem:

Das ließ mir keine Ruhe. Klar, er schrieb geschickt “meist fast” und ist damit Rhetorik-King, und auf den ersten Blick scheint das zu stimmen. Schaut man sich aber die “Randbereiche” an, wird es interessant: Sortiert in eurem Archiv doch mal nach Peak (dbFS) oder nach True Peak (dbTP). Plötzlich tauchen da nämlich erhebliche Differenzen auf, die sich auch mit “meist fast” nicht mehr wegdiskutieren lassen.

Mein persönlicher Liebling ist: Sortierung nach True Peak, absteigend. Da erlebt so mancher 0 dbFS Peak sein blaues Wunder (siehe Screenshot).
Das mit dem True Peak hat schon seine Berechtigung, wenngleich ich die Normalisierung nicht nutze. Doch spätestens bei der Umsetzung der R128 werden wir auf den Wert wieder zurückgreifen müssen (PPM ≤ 1 dBFS (oder vielmehr dbTP?)).

Danke, Torben. 8)