Am Anfang vorweg: Ich schreibe alles in Hinblick auf den Einsatz in einem Webradio. Wer einen verlustbehafteten Stream mit 128/192kbit sendet .- muss sich um Signal/Rauschabstände und nichtlineare Verzerrungen kaum Gedanken machen. Auch andere Parameter – wie Oberwellenreichtum und Soundprozessing sind nicht zwingend erforderlich. Ohnehin mag es kein mp3 Encoder, wenn man diesen mit einer veränderten Stereobreite versorgt. Doch zum Wesentlichen:
Es kommt immer auf den Einsatzzweck an. Viele versuchen mit typischen Bühnenmixern ein Webradio aufzuziehen- was bei Mono Kanalzügen wenig Freude bereitet. Es ist ohnehin anstrengend, bei einem Stereosignal ständig zwei Regler hochzuschieben.
Wichtig sind mindestes zwei Mikrofonkanäle – die nicht zwingend Phantomspeisung haben müssen. Preiswerte Mikro-Preamps gibt es von Behringer – auch wenn man damit bestimmt nicht in die Liga der professionellen Vorverstärker aufsteigen kann. Allerdings reichen die Dinger für ein Webradio aus. Bevorzugen würde ich die alten Serien MIC2000 oder MIC502.
Die Gurke mit der esoterischen Röhre in der Mitte MIC2200 ist mehr ein Spaß für alle Freunde der Optik – zumal der rechte Kanal (CH2) extrem brummt – weil Behringer in Bezug auf die Nähe zum Netzteil wieder mal geschlafen hat. Alle Kisten, die ich bisher zum Testen oder reparieren hatte, verfügen über das mitgelieferte Brummen auf dem Kanal. Zugegeben gering – aber leider hörbar, wenn man besseres als Vergleich hatte.
Der Ultravoice ist ein Multitalent mit Kompressor/Limiter, Enhancer, Dessser und digitalem Ausgang. Das gesamte Lieferpakt wird gleich durch eine gehörige Portion Rauschen abgerundet, die dem Ultravoice kostenlos beigefügt wird…
Eine Empfehlung ist der preiswerte Gold-Mike von SPL oder der MPA-Gold von Art. Auch kleinere Modelle von ART (1HE) sind um Längen besser – als die Gurken mit dem B. Aber egal.
Beim Pult ist es schwierig. Leicht ist es auf jeden Fall, auf dem DX1000 herumzuhacken. Fakt ist, das ich ein DX lange verwendet habe – ohne auffällige Störungen. Hin und wieder klemmen mal Taster – aber das war es auch. Es kommt immer wieder darauf an, was man mit dem Teil macht. Verrauchte Buden, Bierspritzer auf den Fadern und ständiger Einsatz der Nebelmaschine machen die Geräte nicht besser… Somit ist es definitiv in meinem Augen falsch, das ein DX 1000 schlecht ist. Fakt ist aber, das ein DX1000 um länger schlechter und dünner klingt, als ein echter Broadcast-Mixer (SAC100 von Soundcraft, Airmate D&R) Das DX 1000 klingt hart und brutal – egal was man am Ende mit dem Signal anstellt. Grund dafür sind Arbeitspunkte im Gerät und verwendete Komponenten, denn das Airmate ist komplett in diskreter Technik aufgebaut. Auch ein Soundcraft Rackmixer machte einen besseren Sound im Vergleich. Es hat seinen Grund, warum das DX1000 und der Nachfolger DX2000 mit nur 300 Euro an den Start gehen.
Für ein Webradio sind die Mixer aber ausreichend, denn Sie verfügen über Taster für Fern/Faderstart Stereo Monitoring und mehere Ausgänge. Einziger Nachteil ist die fehlende N-1 Schaltung für Telefonhybride, die mit einem Aux-Weg auch hier nicht nachgebildet werden kann. Ansonsten durchaus brauchbare Mixer.
Bei professionellen Anfoderungen werden die Mixer kaum das erste Jahr überstehen, wenn Sie täglich für 24 Stunden im Einsatz sind – bedenkt man die erhebliche Erwärmung der meiste mangelhaft ausgeführten Netzteile bei diesen Geräten. Im DX1000 werkeln dazu Spannungsregler vom Typ LM317 an ihrer physikalischen Leistungsgrenze und heizen das gesamte Pult in Teilbereichen auf.
Ein anderer Fehler sind die oftmals schlechten Lötstellen in den Geräten, denn SMD Bestückung ist definitiv anfälliger gegenüber mechanischen Beanspruchungen – sofern die Leiterplatten nicht ausreichend geschützt werden.
So fertigen SPL und dbx zahlreiche Geräte immer noch in THT (bedrahtete Bauteile, konventionelle Bestückung) und beweisen damit die Zuverlässigkeit und klanglichen Vorteile. Auch wenn Puristen der SMD Fertigung ein „go“ erteilen, beweisen umfangreiche Laboraufbauten, das gerade die Eingangschaltungen unglaubliche Veränderungen bewirken, sind die Bauteile (Koppelkondensatoren) entsprechend groß aufgebaut. Allerdings verraten die Hersteller ihre Rezepte für den fetten Radiosound nicht. Klar ist nur, das die alten, analogen Konsolen mit dem klassischen Radiosound - vollgepackt mit bedrahteten Bauteilen - schwer und unhandlich sind. Doch der Klang gibt der Fertigung Recht und beweist eindrucksvoll, das billige „low cost“ Gurken mit billiger SMD-Technik anders sind – als die Studio Dinos.
Somit wird es im unteren Preissegment immer nur die „einfachen“ alles auf einer Platine bestückten Kisten geben, bei denen ein Reparatur meist teurer – als der Neukauf ist. Klar ist auch, das ich für schlappe 300 Euro für ein DX2000 keine technische Meisterleistung erwarten kann. Kostet die Mühle 279 Euro, verdient der Händler daran – Der Großhandel verdient – und der Hersteller auch. Entwicklungskosten machen den größten Teil aus – und für die Qualität der Bauteile bleibt nur noch der obligatorische Anteil. Wer dann ein hochwertiges Produkt erwartet, liegt leider falsch.
Fazit: Für ein Webradio in der kleinen Bude reicht ein DX1000 oder DX2000 vollkommen aus – allerdings sollte man sich damit anfreunden, mit schlechten Eingangschaltungen in Bezug auf Rauschen leben zu müssen.