Verständnisfragen zu Pegel, Normalisierung und R128

Der Unterschied ist, dass beim True Peak interpoliert wird (also auch Spitzen “zwischen” den Samples betrachtet werden), während der normale Peak einfach dumm die Samplewerte betrachtet.

[quote=“Uli Nobbe, post:18, topic:10959”]Nicht nur, nein.
Die Ursprünge des Loudness War gehen Hand in Hand mit dem zunehmenden Einzug der Audio-CD in die Musikproduktion. Es waren nicht die Toningenieure, sondern die Marketing-Fuzzis der Plattenfirmen, die fragten: “Wieso können wir die höhere Dynamikreserve der CD nicht noch stärker ausnutzen?”. Das Ergebnis ist hinlänglich bekannt.[/quote]
…wobei das nichts mit dem Erhöhen der Dynamik zu tun hat. Das einfache Verstärken des gesamten Titels bis der maximale Pegel auf 0dFS landet bringt nur mehr Lautstärke (nicht zwangsweise Lautheit!) Die Dynamik steigt so nur, wenn man das Grundrauschen als Referenz für den leisesten Wert hernimmt.
Die Dynamik einer fertigen Produktion lässt sich, wenn überhaupt, nur mit einem Expander vergrößern (und das will doch wirklich niemand)
Der Extremeinsatz von Kompressoren erhöht die Lautheit, vermindert aber gleichzeitig die Dynamik!

Das Schlimme ist diese extreme Kompression, die leider auch gut arrangierte Musik zum Teil grausam klingen lässt…

Ein schönes Beispiel ist “Brothers in Arms” von Dire Straits. Vergleicht man die Original Mischung aus den 80ern mit späteren Remastered-Versionen, fällt auf, dass teilweise Instrumente verschwinden, da der hochgezogene Hintergrund Bereiche überdeckt (Intro zu Money for nothing).
Eine grafische Vorstellung von Lautheit hast Du übrigens (ganz grob) wenn Du die Fläche unter dem Plot der Wellenform betrachtest:

“Brikett” mit wenigen Bereichen geringerer Pegel - große Fläche : laut
Wellenform, mit Pegelspitzen (z.B: Kick und Snare sind als stark herausstehende Peaks zu erkennen, der Rest liegt weiter unten) - kleine Fläche : leiser

…und beides kann den gleichen Maximalwert (Peak) haben.

[quote=“Uli Nobbe, post:18, topic:10959”]Frage: Lässt sich der von Dir vorgeschlagene Weg als Workaround per Script lösen?
Sorry, keine Ahnung, bin kein Scripter.[/quote]
Da kann ich mich leider nur anschließen, soweit bin ich nicht vorgedrungen

Ehe ich’s vergesse: Danke für das Lob :slight_smile:

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Gleich vorab: Wir sind uns ja vollkommen einig. Allein, die Gemeinde, die es betrifft, lauscht unserer Predigt nicht und die Kirche des Wohlklangs bleibt - wie so oft - leer.

Ich fänd’s ja geil, wenn mAirList hier die Möglichkeit liefert: Zack, Haken setzen und mit -23 ±1 LUFS bei ≤ 1 dbTP streamen. Dann rafft’s vielleicht auch der letzte Depp - und wenn dann noch ein oder zwei vermeintlich “große” Radios als Pioniere (na ja) voranschreiten, denen dann so viele nacheifern möchten… vielleicht bewegt sich dann ja mal was.

Richtig, aber wen interessiert das?
Genau, fast niemanden, und am allerwenigsten den Hörer. Ich krieg’s ja so hin und wieder bei Disco-Veranstaltungen mit, wenn der Gast zum DJ “lauter!” brüllt. ::slight_smile:

Es waren, wie Disco-Besucher heute, die Marketing-Fuzzis, die damals in die Tonstudios kamen und sagten “Na, dieser komische leere Bereich zwischen den einzelnen Spitzen, den können wir doch auch noch mit Musik füllen” und einen bitterlich weinenden Techniker zurückließen.

Stop! Du schreibst aus der Profi-Perspektive, wenn ich das richtig mitbekommen habe.
In den Hobby-Heimstudios aber werkeln höchst merkwürdig anmutende Geräte in den Sideracks (oder die Software vermurkst was), und da wird dann alles zum Blinken gebracht was nur blinken kann. Expander? Na klar, ich hab’ dafür bezahlt! Gate? Aber immer, mein Kumpel hat gesagt, da verschwindet das Rauschen!
(Hier bitte den wall-Smiley einsetzen)

Ich will jetzt gar nicht über eine bestimmte Marke lästern, die zu so einem Unfug verführt. Auch amtliche Geräte können das, nur sollte man sich dann schon etwas auskennen. Schließlich kann ich auch einen dbx zum Expander umfunktionieren - sofern ich n:1 von 1:n unterscheiden kann und weiß, was nun eigentlich was ist.
Spätestens hier scheitert es aber bei den meisten, und dann darf man sich nicht wundern, dass bei vielen irgendwas im DSP werkelt, sie aber nicht wissen, warum - und was es macht bzw. bringt.

Auch das interessiert kaum.
Derzeit fahre ich eine Auswertung der Automation-Streams verschiedener Webradios (klein und groß, bekannt und unbekannt), um mal vergleichbare Lautheitswerte zu ermitteln. Das Ergebnis ist erschreckend. Was da vor die Wand gefahren wird, ist schon nicht mehr feierlich.
Ich bin kurz davor, “Deutschlands erstes leises Internetradio” zu eröffnen und mir den Namen zu sichern. Es mangelt nur noch an einem Sponsor.

Richtig.
Andererseits erinnere ich an bewusst so arrangierte (neue) Alben und Titel. Angefangen hat es, glaube ich, seit der Jahrtausendwende im Black-Bereich. So richtig aufgefallen im Genre “Pop” ist es mir mit Madonnas Album “Confessions On A Dance Floor” (2005), wobei die Auskopplung “Hung Up” die übertrieben harte Kompression als bewusstes Stilmittel im Vergleich zu den anderen Titeln auf dem Album gar nicht mal so stark nutzt.

Mein Lieblings-Beispiel hierbei sind Depeche Mode-CDs, die Ende der 1980er Jahre gemastered wurden. Ihr Dynamic Range lässt heutige DM-CDs und Compilations extrem alt aussehen; ähnliches gilt für die Sampler der B****-Hits-Reihe.
Merke: Es liegt nicht am Genre, sondern ob man dem TonI freie Hand lässt oder nicht.

Nach diesem [OT]-Ausflug versuche ich mich mal wieder am mAirList-Bezug:
Schon heute, auch ohne EBU R128, kann man mit mAirList ein sauberes, gleich lautes Programm fahren, das nicht an der äußersten Grenze des ITU BS.1770-Pegels klebt. Mit ReplayGain und ohne externes DSP (Player > Encoder) komme ich aktuell bei ≈18 LUFS integrated mit ≈4 dbTP raus. Die Möglichkeiten sind also gegeben.
Bis zur Realisierung hinsichtlich -23 ±1 LUFS ist es da nur noch ein kleiner Schritt. Da Torben allerdings vor hat, das auf einem anderen Weg umzusetzen, dürfen wir uns auf eine andere Realisierung als bisher freuen.
Ich bin gespannt! 8)

Manchmal gibt es einen ganz simplen workaround - man muss nur drauf kommen.

[quote=“TheRaven, post:22, topic:10959”][quote=“Uli Nobbe, post:18, topic:10959”]Frage: Lässt sich der von Dir vorgeschlagene Weg als Workaround per Script lösen?
Sorry, keine Ahnung, bin kein Scripter.[/quote]
Da kann ich mich leider nur anschließen, soweit bin ich nicht vorgedrungen[/quote]

Meine Dateien sind ja alle gegaint. Soll heißen: Lautheitssprünge gibt es bei mir sowieso nicht. Allerdings kommen bei mir -17,9 LUFS dabei raus (Screenshot 1). Kann man ja schnell mal mit einer durchschnittlichen Playliste im Mixdown ausmessen (Orban Loudness Meter 2.9.6).
Zum Zielwert von -23 LUFS wäre der - durchschnittliche - Korrekturwert also -5,1 (in dem Fall dB).

Genau das habe ich gemacht: Soundprocessing “Verstärkung” im Encoder, dort -5,1 eingetragen, aktiviert (Screenshot 2): Et voilà!
Punktlandung bei -23 LUFS (Screenshot 3). Kein Verlust der Dynamik, wie man am LRA erkennen kann (unverändert bei 5,5).

Damit hat sich dann auch mein Peak-Problem mit dem Advanced Compressor aus einem anderen Thread erledigt: Wenn der Pegel nicht so hoch ist, muss ich auch keine dynamischen Spitzen im Zaum halten.
Ich habe es auch mal mit einem eingesprochenen Beitrag probiert, der ziemlich viele und hohe Peaks hatte: Gegaint wie Musik und mit gleicher negativer Verstärkung abgespielt - alles ohne Probleme.

Klar, das ist jetzt nicht die Super-Lösung, aber wenn man erst mal seinen durchschnittlichen Pegel nach ITU BS.1770 (integrated) kennt, kann man so recht simpel seinen Zielwert für die Automation setzen. Im Live-Betrieb muss es sich noch bewähren.

Ja, billig, ich weiß.
Who cares?


OLM ohne.png

mAirList Verstärkung.png

OLM mit.png

Moin,

ich möchte das Thema noch mal aufwärmen, allerdings mit Fokus auf das Peakmeter (im Encoder wie auch im Player).
Meine Fragen richten sich an Torben. Anlass war dieser Informationsaustausch zu Beginn des Threads:

[quote=“Torben, post:2, topic:10959”]quote=“Lord_Femto, post:1, topic:10959”
3.) Die Pegelanzeige beim Encoder. Ist die Range 0 dBFS? Ab welchem dB-Wert wird die gelbe Pegelanzeige abgebildet? -9dBFS[/quote]

  1. Oben 0, gelb -6, unten -40 dBFS.
    (…)
    Ergänzung zu 3): Man kann die Werte in der mAirList.ini bei Bedarf anpassen, zum Beispiel so, dass der Headroom der ARD-/DIN-Norm von -9 dBFS entspricht:
[Peakmeter]
Overload=0
Headroom=-9
BottomEnd=-40

Das würde aber nur dann wirklich Sinn machen, wenn man auch das ganze Material nach ARD-Norm aussteuern würde (und ich rede hier nicht von R128), also die Files auf -9 dBFS normalisieren würde. Ich kenne aber keinen kleinen (nicht-kommerziellen oder Internet-)Sender, der das tut. Die meisten normalisieren einfach volle Kanne auf 0 dBFS, also so laut wie es geht.[/quote]

@Torben:

[ul][li]Es handelt sich ja eindeutig um ein Peakmeter. So weit, so schön.
Woher stammen denn die von Dir in die [font=courier]mairlist.ini[/font] geschriebenen Werte? 0 ist klar, aber -6 und -40?
Ich wusste gar nicht, dass es beim Peakmeter einen definierten Headroom gibt.[sup]*[/sup][/li]
[li]Die Peakmeter in den Playern und im Encoder laufen identisch?[/li]
[li]Gibt es für das Peakmeter auch einen Abschnitt in der [font=courier]skin.ini[/font]? Die Suche warf dazu nichts aus.[/li][/ul]

[sup]*[/sup] Na gut, beim Peakmeter wüsste ich vielleicht einen: Der Bereich zwischen -1 dBFS und Null als Obergrenze. Schließlich soll(t)en die -1 dBFS ja nicht überschritten werden. Das wäre vielleicht mein Ansatz, in diesen Sektor der [font=courier]mairlist.ini[/font] mal einzugreifen.

Besten Dank für die Erleuchtung (hoffentlich).

Lieber @Torben,

kann man denn auch die ballistischen Werte (Integrationszeit, Rücklaufdämpfung) anpassen? Wenn nein, wäre das für mich ein wichtiges Wunsch-Feature. (Oder ein Feature-Wunsch.)

Kalibrierte Grüße

TSD

Nein, mAirList schickt sich nicht an, eine vollständig normgerechte Aussteuerungsanzeige zu sein. Da sind so viele Details zu beachten, dass kann ich gar nicht leisten.