Focusrite Vocaster und mAirlist

Hallo mAirlist Gemeinde,
dieses mal keine Frage sondern eine Empfehlung für Einsteiger und/oder Umsteiger des klassischen “ich Sende ohne Mischpult Setups”.

Kann gerne auch im Soundkarten Thread angehangen werden.

Ich hatte neulich das Vergnügen (und das war es wirklich) eine Focusrite Vocaster One zusammen mit mAirlist einzurichten.
Ich vermute das eine Setup der Vocaster Two ähnlich gut Funktioniert.
Vocaster Reihe | Focusrite

Als langjähriger mAirlist User und Admin, bin ich natürlich direkt hergegangen und wollte alles auf WASAPI einrichten. Das ist hier tatsächlich keine gute Idee, denn die Soundkarte entfaltet Ihr Potential erst bei Verwendung des ASIO Treibers und der mitgelieferten Software Vocaster Hub.

Ich bin mir nicht ganz sicher ob dieser Hub ein Software Mischpult ist oder ein Fernsteuerung für eine Interne Signalverarbeitung. Jedenfalls ist die Einrichtung mit mAirlist ziemlich geradeaus. Alle Player zum Loopback 2 schicken und im Encoder den Show-Mix als Aufnahme Gerät.

Im Mikrofonweg gibt’s noch einen EQ und einen Kompressor um das Signal zu Verschlimmbessern und angeblich reicht der Pre-Amp sogar für ein SM7B. Direct Monitoring ist selbstverständlich auch gegeben.

Loopback 1 kann parallel zu mAirlist mit ASIO, als WASAPI device genutzt werden und verfügt über einen permanent aktivierten Cleanfeed. z.B. für eine Studiolink Verbindung mit anderen Studios oder für VoIP um Anrufer in die Sendung zu nehmen. Unter Windows ist dieser Part der Soundkarte entsprechend als Focusrite VoIP (oder so ähnlich) beschriftet.

Die Buttons auf der Soundkarte funktionieren Synchron zum Vocaster Hub aber ich habe leider noch keine Möglichkeit gesehen, wie ich das extern z.B. an mAirlist weiter reichen kann oder von mAirlist aus fernsteuern kann.
Man muss also (nach aktuellem Stand) Mute Button für das Mikrofon und mAirlist PTT beides einzeln manuell drücken.

In Anbetracht des sehr günstigen Staßenpreises aber durchaus zu verschmerzen.

Was denn, jetzt erst?

Ich selber habe ein Vocaster Two als mobiles Studio im Producer Backpack und würde jedem auch die Two statt der One empfehlen, sofern keine finanziellen Gründe dagegen sprechen.

Bei dem geringen Preis ist es auch ein super fallback, wenn die Technik im Heimstudio die Grätsche macht. Man kann ja ein zweites Routing-Profil in der Konfig vorhalten.

Dabei möchte ich auf den fränkischen Versandhändler verweisen, der offenbar als einziger schon seit längerem sensationelle Preise anbietet, auch nach einer Aktion Ende 2024.

Für komplette Neueinsteiger gibt es sogar Pakete namens “Studio”, die in dieser Kombination unschlagbar günstig sind. Im Laufe der Zeit kann man ja Kopfhörer und Mikrofon tauschen, aber als Starter: Sofort.

Warum die Empfehlung für das Vocaster Two?
Abgesehen von der Zukunftsfähigkeit (irgendwann hat man doch mal einen Gast am Platz) beherrscht das Two die Einbindung von Telefonen oder Zuspielern via Bluetooth. Das kann das One nicht.
Dort ist Telefonie und Cleanfeed zwar auch möglich (TRRS-Miniklinke), aber da zukünftig immer weniger Telefone einen Klinkenanschluss haben werden, rate ich zu Bluetooth - also dem Two. Der geringe Aufpreis lohnt sich.

Praxistipp:
Dem Auto-Setup für die Mikrofoneinstellung bitte nicht folgen, sondern mit eigener Messung nachjustieren. Der automatisch ermittelte Wert ist meiner Meinung nach zu gering.

Auf den habe ich leider keinen Zugriff mehr. Das müssen jetzt andere machen, sofern überhaupt noch ein Interesse daran besteht, so eine know-how-Sammlung fortzuführen.
:crystal_ball:

Das kann ich so nicht nachvollziehen, zumindest nicht den Teil mit ASIO.
Magst du mir erklären, warum?

Die Software Vocaster Hub eröffnet weitere Möglichkeiten und bildet den Hardware-Status ab. Hinzu kommen weitere Routing-Möglichkeiten.

Beides.

Das sehe ich nicht so; wie kommst du darauf?

Das Vocaster ist ebenso ein Interface wie viele andere auch und rein vom Routing her vergleichbar mit einem USB-Mikrofon.
Klar, mit dem Vocaster Hub hat man noch mehr Möglichkeiten. Aber was das Zusammenspiel mit mAirList betrifft: Super einfach und unkompliziert.

Ein Kollege von mir (bei einem anderen Radio) hat es auf meinen Rat hin gekauft und eingerichtet und er ist hochzufrieden.
Ohne fremde Hilfe.

Ein Hinweis noch:
Die Focusrite Scarlett-Reihe ist nach wie vor nix schlechtes. Beide Produktlinien haben ihre Vorteile. Scarlett eher für Musiker und Vocaster eher für Podcaster (Webcaster sind keine wirklich attraktive Zielgruppe und müssen sich durchwurschteln). Allerdings ist die Mikrofonverstärkung im Vocaster besser und der Kopfhörerausgang, ein Schwachpunkt der Scarlett, auch.

Wäre ich neu im Webradio-Geschäft, würde ich mir statt eines USB-Mikrofons das Vocaster Two Studio holen plus noch ein wenig Zubehör. Auf Dauer günstiger, zukunftsfähig, inkludierte cleanfeed-Schaltung mit Bluetooth, direct monitoring (“zero-latency monitoring”) und leicht in mAirList einzubinden.

Alles in allem für insgesamt 250 Euro (mAirList Home Studio plus Vocaster Two Studio plus Zubehör) der beste Einstieg ins Webradio-Geschäft.
“Alles andere ist Schnulli-Bulli.”

So, jetzt hat es mich doch in den Fingern gejuckt und ich habe die ganze Nummer mal wieder aufgebaut. Nutzt man ja nicht gerade jeden Tag, wenn es, wie in meinem Fall, entweder als fallback oder mobiles Setup dient.

Als Benutzer des Vocaster Two kann ich noch einen Screenshot des großen Bruders der Hub-Software beisteuern:

Die Sache mit dem WASAPI hat mir keine Ruhe gelassen.

Doch, das ist eine gute Idee. ASIO ist nicht zwingend erforderlich. Was den Vocaster Hub angeht: Stimmt, denn da kommen ja erst alle Soundkarten zum Vorschein, die ich weiter oben ja schon gezeigt hatte. Ich beweifle aber, dass die nur funktionieren, wenn die Software aktiv ist. Eigentlich muss nur der Vocaster mit dem PC verbunden und eingeschaltet sein.

Benennt man sie entsprechend individuell, wie viele Webstation- oder Airlite-Benutzer es bereits kennen, kann man in mAirList eine ganz normale Auswahl treffen.

Encoder-Wiedergabe:

Aufnahme, Encoder-Eingang:

Entsprechend kann man bei PFL und VT verfahren. Coole Sache.

Zum Routing: Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich den Vocaster gewissermaßen wie ein USB-Mikrofon mit erweiterten Funktionen behandle.
Konkret bedeutet das, dass die Player auf den Encoder spielen und die Encoder-Wiedergabe auf das Loopback. Zum Mithören “zero-latency”.

Ich vermute, dass @shorty.xs und ich hier unterschiedliche Wege gehen:

Hier halte ich die Notwendigkeit, die Player über Vocaster Hub als virtuelles Mischpult laufen zu lassen, für nicht notwendig.

Jetzt dämmert mir auch, wie es zu dieser Logik kam:

Ist wahrscheinliche eine Folge dieses Routings, das ich bislang so noch nicht eingerichtet habe und wofür ich auch keinen Grund sehe.

Da nun aber Studio Link (alternativ: TeamSpeak) für einen Co-Moderator an einem anderen Sendeplatz oder auch Anrufe als Argument genannt wurden:
Diese würde ich jeweils auf den Encoder-Input LINE oder AUX legen. Wenn ich mir dafür erweiterte Buttons in mAirList anlege, die die jeweiligen Eingänge ein- und ausschalten, kann ich frei arbeiten und während der Musik das Hintergrundgespräch weiterführen, ohne dass etwas davon auf Sendung geht. Quasi wie bei einem echten Mischpult.

Das ist dann aber fast schon "höhere Schule"™ und soll nur aufzeigen, welche Möglichkeiten man hat, wenn’s mal mehr sein soll.
Der “Standardbetrieb” mit dem Schnuckel ist schon verdammt amtlich. Und wenn man es dann noch für 'n Appel und 'n Ei bekommt… :+1:

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Teil drei… :three:

Nachdem ich mich mit @shorty.xs jenseits des Forums ausgetauscht habe, sind alle möglichen Missverständnisse ausgeräumt.

  • Im konkreten Fall geht es um eine spezielle Konstellation, die selbst auf Kompaktmischpulten nicht immer und einfach abzubilden ist.
    Es betrifft das Zusammenspiel mit einem zweiten (und vielleicht gar dritten) Sendeplatz mit gegenseitiger Übertragung der Musik samt Rückleitungen.
    Das Vocaster kann hier einiges abfedern, aber bis zur Gesamtlösung fehlt dann doch noch etwas.

Aus diesem Grund sind einige der Aussagen von @shorty.xs mit Zurückhaltung zu betrachten, da sie den typischen Radiobetrieb nicht unbedingt abbilden.

Ich fasse für den durchschnittlichen Webcaster zusammen:

  • Die Player und die Cartwall werden auf den Encoder geroutet.

  • Das bzw. die Mikrofon(e) gehen in den Encoder / Mikrofon-Eingang.
    Sie werden über den MIC-Button geschaltet.

  • Die Encoder-Wiedergabe wird auf einen der Loopback-Kanäle geroutet.
    Damit wird das direct monitoring ermöglicht und Rückkopplungen werden vermieden.

  • PFL und Voicetracking ist problemlos möglich.

  • Die Einbindung z.B. von TeamSpeak über den zweiten Loop sowie Telefongesprächen ist problemlos möglich.
    Der sogenannte Cleanfeed (aka mixminus oder “n-1”) ist integriert.

  • In mAirList kann man mit etwas Geschick die Leitungen getrennt aufschalten (ENCODER INPUT [...] ON/OFF), sofern man jeden Vocaster-Kanal einem anderen Input zuweist. Während die Musik läuft, kann man im Hintergrund die Gespräche weiterführen.
    Damit hat man für ein Audio-Interface ein sehr mächtiges Werkzeug ohne Voicemeeter oder sonstiges.

Solange es das Sonderangebot gibt (nach meiner Kenntnis nur bei einem Händler), kann ich das uneingeschränkt empfehlen.

Lieber spät als nie.
Ja tatsächlich weichen wir hier vom einfachen Standard-Setup deutlich ab.

Ich dachte mir, wenn die Software schon dabei ist testen wir die doch erstmal bevor ich noch mit Voicemeeter oder ähnlichem anfange. Und ich wurde positiv überrascht.

Leider konnte ich das Thema mit WASAPI oder ASIO noch nicht nachschauen aber ich bin mir sehr sicher das beider Vocaster One, nicht alle Endpunkte als WASAPI zur Verfügung standen. Funktionell war das mit ASIO aber auch super. Der ASIO Treiber wird ja direkt mit installiert und musste in mAirlist nur aktiviert werden. Ist ziemlich straight forward.

Ich denke die Hardware und Software Kombination bietet einiges an Möglichkeiten für viele Geschmacksrichtungen.

Und wie so oft in der IT, frag` 2 Leute und Du bekommst 4 Antworten, was die beste Lösung ist :smile:

Zweifelsohne.
Allein die Zurechtweisung, dass eine 0 nun mal eben nicht NULL sei, wirft den Laien schnell aus der Bahn.
Der Rest ist was für Diplom-Erklärbären™.

Das ging mir nicht anders.
Zumal ich vorher ein USB-Mikrofon von Røde probiert habe und die dazugehörige UNIFY-Software ausführlich testen konnte. Obwohl auch sie verspricht, ein mächtiges (und auf die hauseigenen Mikrofone abgestimmtes) Werkzeug zu sein, kam ich mit ihr nicht zurecht.

Dem stimme ich zu.

Genau so etwas hatte ich vor einigen Wochen. Co-Moderatorin via TeamSpeak, allerdings über das Pult gefahren.

Am Laptop mit dem Vocaster Two wäre das ebenso gut gegangen.

Das sieht bei mir im kleinen Layout neben der Toolbar so aus:

Der Vorteil ist, dass die Aktivierung des Mikrofon und die Aufschaltung des Co-Mod via TS über getrennte Buttons eine flexible Gestaltung der Sendung ermöglicht.
Als ob ich am Pult den Fader aufziehe.

Eine Zukunftsinvestition, wie ich finde.

Und wenn man sonst nix mit dem Teilchen anzufangen weiß, kann man es als supergünstigen Telefon-Hybriden “mißbrauchen” :upside_down_face:

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