Soundprocessing im Webradio

Hallo zusammen,

ich wollte mal fragen, ob Soundprocessing im Webradiostudio überhaupt Sinn ergibt, und wie ihr es ggf. handhabt.
Hintergrund sind Umbauarbeiten unseres “Hauptstudios”, wo ich nun ein wenig die Technik aufrüsten möchte.

Geplant sind:

-Kompressor auf den vier Mikrofonkanälen
-Kompressor auf der Summe
-Limiter vor dem Sende-PC-Eingang (Kann ja mal passieren, dass man einen Regler etwas zu laut eingestellt hat. Nach Müde kommt doof, oder wie war das nochmal? ;D)

Ich bitte euch um konstruktive Vorschläge, was ggf. noch zur Optimierung eingesetzt werden kann.

Grüße

Zero

Moin,

das ist mal wieder ein Thema, bei dem Du von drei Leuten (mindestens) vier Meinungen bekommst… :wink: Diskutiert wird es auch in anderen[TM] Foren weidlich und, da es sich hier in erster Linie um eine Geschmacksfrage handelt, ist sie nicht abschließend beantwortbar. So weit zu den allgemeinen Voraussetzungen :slight_smile:

Meine persönliche Meinung zu dem Thema ist: es hängt von Deinem Einsatzzweck ab. Ich weiß jetzt nicht, ob und wie Du sendest, aber m.E. ist die Aufrüstung hauptsächlich dann sinnvoll (speziell das Summenprocessing), wenn das Studio das Hauptstudio ist, durch das alles andere durchgeht. In dem Fall, in dem nicht nur Dein Studio, sondern auch andere den Stream beschicken, kann das in schlimmster Konsequenz dazu führen, daß sich vor oder nach Deinem Beitrag jemand mit völlig anderem Processing verbindet (und wenn’s der AutoDJ ist) - das kann schonmal damit enden, daß dem geneigten Hörer die Ohren abfallen.

Ansonsten ist meine Meinug zu den Einzelthemen:

  • Kompressor auf Microkanälen ist okay, um die Stimmen etwas durchsetzungsfähiger gegenüber Einspielern zu machen (besonders, wenn viel Material gespielt wird, das von vornherein schon totkomprimiert ist). Hier aber darauf achten, daß unterschiedliche Sprecher meist auch unterschiedliche Einstellungen brauchen.
  • Kompressor auf der Summe sehe ich zweischneidig (s.o.). Wenn ein Kompressor eingesetzt wird, dann auf jeden Fall Multiband aber die “richtige” Einstellung will halt auch erst gefunden werden
  • Limiter vor dem Eingang halte ich für sinnvoll - am besten zweistufig, einen, der “weich” einsetzt und dann nochmal einen Brickwall Limiter gegen Spitzen, die die erste Stufe nicht rausgefangen hat

Auch, wenn das Deine Frage nicht beantwortet noch einige generelle Abschlußgedanken: weniger ist mehr, finde ich. Totkomprimiertes Mistzeug gibt es schon zur Genüge, da muß man sich nicht auch noch einreihen. Ganz prinzipiell gesprochen bin ich sogar der Ansicht, daß man über das Netz (evtl. auch zusätzlich) ein Signal anbieten sollte, das außer Kompressoren (ggf. ein bißchen EQ) auf den Sprecherkanälen und Limiter(n) auf der Summe nicht weiter verändert werden sollte. Meiner Meinung nach sollte der Hörer entscheiden, ob und wie er klanglich etwas verändern will. Eine Summe mit Multibandkompressor kann hingegen für ungünstige Abspielsituationen (Brüllwürfel, Handy, …) eine Option sein, “mehr” aus den Geräten herauszuholen…

LG

McCavity

Hallo McCavity,

danke für deine Antwort und deine konstruktiven Vorschläge. Das habe ich an anderen Radio-Foren ( 8)) auch schon anders erlebt.
Summenkompressor werde ich nochmal überdenken. Was die zweistufige Limiter-Lösung angeht suche ich nach geeigneten Geräten. Da spielt leider auch das Budget eine Rolle, da ich “nur” als Hobby ein Webradio betreiber (andernorts auch als Webradingens bezeichnet). Deshalb habe ich nicht die Möglichkeiten auf Waves- oder Dateq-Geräte zurückzugreifen. Ich bin “gezwungen”, Behringer und die Hausmarke des großen T einzusetzen.

Hast du da ne Idee bzgl. der Ratio der beiden Limiter?

Grüße

Zero

moin,
also ich hab nur für die Mikrofone

  1. MIC 2200
  2. MDX 2600
    und je Mic noch ein Equalizer, den aller dings nur weil ich zu faul bin am Mixer die Klangregelung zu benutzen, da ich auch fremdspreche und dort ohne EQ im Mic arbeite.

Ansonsten noch in Mairlist Stereotool mit einer ich denk ganz gut klingenden Einstellung.
(dient eigentlich nur der levelanpassung und limiter der Summe)
Auf den Musikkanälen liegt nix, da ja eigentlich schon bei der Produktion etl. dinge im Studio benutzt werden

Schau Dich noch mal nach gebrauchten DBX kompressoren um. Die sind teilweise recht günstig zu haben, weil die ganzen Beschaller inzwischen umstellen auf Digitalpulte.
Ich habe gerade mit einem Radiokollegen wieder so einigen Mist bei dem Behringer Zeug gehabt. Das neueste Phänomen war ein leises 50Hz brummen, erzeugt vom eingeschliffenen Kompressor.

So 'n 266 XS liegt neu übrigens auch nur ~30,-€ über einem RauschingerBehringer, ein 166 XS wäre aber die besser wahl
Wobei die älteren (schwarzen) DBX Geräte qualtitativ meiner meinung nach sogar noch etwas besser waren.

Wenn Du Behringer nimmst, achte darauf, dass der Kompressor keinen Enhancer hat, sondern dass auf dem Knopf ganz rechts der Limiter einzeln einstellbar ist. Mein Kollege hat einen (hab leider das Modell vergessen) dem fehlt genau dieser Limiter Knopf, stattdessen ist dort der Enhancer, der leise Signale noch mal irgendwie anheben soll. Also eigentlich eine expander funktion. Ich denke sowas braucht’s im Radiostudio nicht, eine halbwegs solide Sprachstimme würde ich da mal vorraussetzen. Jedenfalls bei diesem Gerät kannst Du entweder eine Kompressor konfiguration einstellen, oder einen Limiter, aber beides nicht wirklich brauchbar zusammen. Zumindest was die Mikrofonkanäle anbelangt.

Ich habe im Moment ein provisorisches Studiosetup und sende völlig ohne Masterkompression. Das erforder aber sehr sehr gute Pegeldisziplin. Nur das Mikrofon wird leicht kompromiert und mit dem Peaklimiter überwacht.

Greetz
Malte