Um mal ein paar Mißverständnissen vorzubeugen:
- ein “Limiter” setzt Grenzen (siehe Wortherkunft). Genau bedeutet das, daß er Signale, die über den eingestellten Schwellwert hinausgehen, dämpft, so daß das Ausgangssignal die eingestellte Grenze nicht (oder nur geringfügig) überschreitet.
- “Leise Töne anheben” kann ggf. ein Kompressor (wobei auch der im Prinzip wie ein Limiter arbeitet, d.h. eigentlich laute Töne absenkt, das so bearbeitete Signal dann aber am Schluß noch einmal durch einen Verstärker schickt, um den gewünschten Endpegel zu erreichen - dabei werden quasi “en passant” leise Töne lauter)
- Eine “Pitch Correction”, wie im Eingangsbeitrag und der Überschrift gewünscht hat mit Lautstärke gar nichts zu tun sondern meint entweder (seltener) die Anpassung der Tonhöhe, häufiger aber die Anpassung der Geschwindigkeit (zum Beispiel, um die Beats zweier Stücke zu synchronisieren). Aus technischen Gründen ist die Geschwindigkeitsänderung zumindest dort, wo das Ganze ursprünglich herkam (nämlich den guten alten Schallplatten), auch mit einer Tonhöhenänderung verbunden, weshalb “Pitch Correction” heute synonym für beides verwendet wird.
Neudeutsch nennt man diese Bearbeitung (minus Pitch Correction, die ist eher für DJs relevant) insgesamt auch “Sound Processing”, wobei man dabei noch einige Dinge unterscheidet:
- die “Normalisierung” ist die Anpassung von Quellmaterial auf einen bestimmten Zielpegel. Werkzeuge wie “mp3gain” können das, indem sie den höchsten Pegel einer Datei suchen und das gesamte Stück dann so anheben oder absenken, daß dieser höchste Pegel den Wert erreicht, der eingestellt ist (bei Anna z.B. 89dB (wobei auch das strenggenommen irreführend ist, da “dB” ein Relativwert ist und ohne sein Bezugssystem im Grunde keine Aussagekraft besitzt - aber mp3Gain läßt sich in “dB” einstellen, daher ist als Bezugssystem vermutlich das in mp3gain gemeint.)) Normalisierung bezieht sich daher auf die “Lautstärke”
- Neben der Lautstärke gibt es aber auch noch die “Lautheit”, die mit ersterer nicht verwechselt werden darf. “Lautheit” ist der (subjektive) Höreindruck, d.h. wie laut etwas auf uns wirkt. Kompressoren wirken in erster Linie auf die Lautheit.
Über das Thema kann man (und hat!) ganze Bücher schreiben, das würde jeden Rahmen hier sprengen - deshalb im Prinzip nur der Hinweis auf ein paar Stichwörter, nach denen man suchen kann, wenn man sich tiefer einlesen will. Ich empfehle da gerne die Aufsätze von Eberhard Sengpiel und es gibt radio(bezogene)foren, in denen das Thema bis zur Erschöpfung diskutiert wird - das zeigt auch, daß das alles keine exakte Wissenschaft ist.
Wie man seinen “sound processed” (spätestens an dieser Stelle versagen Anglizismen mit schöner Regelmäßigkeit ihren Dienst ;-)) ist im Prinzip jedem selbst überlassen und auch stark vom Ziel abhängig. Sound Processing kann sich auch sehr negativ auswirken; wenn man mal nach dem Begriff “Loudness War” sucht, findet man viele Beispiele. Meine persönliche Einstellung dazu ist “so wenig wie möglich, so viel wie nötig”. Das bedeutet für mich, daß ich meine MP3s nicht bearbeite (da jedes decodieren und neues codieren mit Qualitätsverlusten einhergeht), sondern diese “Ungleichheiten” mehr oder weniger gut mit dem Mischpult ausgleiche. Ich fahre das “nach Gehör”, Hilfsmittel ist dabei nur mein (sehr guter, zugegeben) Aussteuerungsmesser (auch “Peak Programme Meter”, PPM, genannt (ich benutze einen NTP 277-400)).
Ich nutze aber bei bestimmten Sendungen das Stereotool als Plugin im mAirlist-Encoder, um das zum Stream gesendete Signal zu bearbeiten. Das Stereotool ist dabei so eingestellt, daß es einen (weitgehend) einheitlichen Pegel aus der Summe erzeugt - wenn ich dran denke, hänge ich heute abend mal ein Bild an, daß die Pegel einer meiner Sendungen vor- und nach der Bearbeitung durch StereoTool zeigt. Dabei weise ich aber nochmal darauf hin, daß das nicht der Weisheit letzter Schluß ist - ich halte die Einstellungen dabei so konservativ (im Sinne von “bewahrend”) wie möglich, damit der Klang nicht zu sehr verfälscht wird.
Sound Processing kann man leicht übertreiben - ich nenne es gern das “Maggi der Tontechnik”: kann “süchtig” machen, hat aber keinen wirklichen Nutzen. Deshalb lautet mein Credo für jedwede Klängveränderung “weniger ist mehr” - ich versuche, so dicht wie möglich am Original zu bleiben und nur das zu ändern, was sinnvoll scheint. Bisher haben sich meine Hörer nicht beschwert (was aber nichts heißen muß).
LG
McCavity