Pitch Correction - Einheitliche Ausgangslautstärke

Hallo zusammen

Kurze Frage zu Mairlist… Ist es möglich, dass Mairlist das Ausgangssignal auf den Shoutcast-Stream automatisch korrigiert? Als eine Art Pitch Correction, welche die Ausgangslautstärke anpasst und gleichlaut stellt. Geht das irgendwie oder habt ihr passende Plug-Ins?

Danke :slight_smile:

Grüsse aus der Schweiz

du meinst eine lautstärke grundrichtung ?
dazu solltest du ggf. vorher mp3gain z.b. benutzen. es gibt dort eine standard einstellung 89 db, die ich persönlich für zuleise betrachte, hab als einheitlöich 92 eingetragen.
den haken rein bei clipping vermeiden.

ansonsten dann einen limiter, der in mairlist schon mal nun drin istr, musst aber ausprobieren wie dir das am besten passt.
benutzt habe ich mal den erweiterten kompressor in der standardeinstellung, ging ganz gut.

Encoder / Soundprozessing

Probier ich mal, danke dir!
Kann der Limiter oder je nachdem das mp3gain auch leise Töne automatisch auf die Wunscheinstellung erhöhen?

Der Limiter arbeitet ja immer nach dem aktuellen Signal, also unterschiedlich innerhalb eines Titels. Während MP3-Gain das Singal eines kompletten Titels im voraus auf einen Pegel anhebt oder absenkt dazu nimmt, meines Wissens nach, Mp3Gain immer den ungefähren Maximalwert und gleicht den restlichen Titel daran an.

Grundsätzlich ist es aber empfehlenswert schon vorab alles auf ein Level gebracht zu haben. Auf wieviel db … da streiten sich die Geister. :slight_smile:

Ich bevorzuge 89db, denn das läßt meinem anschließenden Soundprocessing genügend Spielraum das Singal zu optimieren ohne an Grenzen zu geraten.

Um mal ein paar Mißverständnissen vorzubeugen:

  • ein “Limiter” setzt Grenzen (siehe Wortherkunft). Genau bedeutet das, daß er Signale, die über den eingestellten Schwellwert hinausgehen, dämpft, so daß das Ausgangssignal die eingestellte Grenze nicht (oder nur geringfügig) überschreitet.
  • “Leise Töne anheben” kann ggf. ein Kompressor (wobei auch der im Prinzip wie ein Limiter arbeitet, d.h. eigentlich laute Töne absenkt, das so bearbeitete Signal dann aber am Schluß noch einmal durch einen Verstärker schickt, um den gewünschten Endpegel zu erreichen - dabei werden quasi “en passant” leise Töne lauter)
  • Eine “Pitch Correction”, wie im Eingangsbeitrag und der Überschrift gewünscht hat mit Lautstärke gar nichts zu tun sondern meint entweder (seltener) die Anpassung der Tonhöhe, häufiger aber die Anpassung der Geschwindigkeit (zum Beispiel, um die Beats zweier Stücke zu synchronisieren). Aus technischen Gründen ist die Geschwindigkeitsänderung zumindest dort, wo das Ganze ursprünglich herkam (nämlich den guten alten Schallplatten), auch mit einer Tonhöhenänderung verbunden, weshalb “Pitch Correction” heute synonym für beides verwendet wird.

Neudeutsch nennt man diese Bearbeitung (minus Pitch Correction, die ist eher für DJs relevant) insgesamt auch “Sound Processing”, wobei man dabei noch einige Dinge unterscheidet:

  • die “Normalisierung” ist die Anpassung von Quellmaterial auf einen bestimmten Zielpegel. Werkzeuge wie “mp3gain” können das, indem sie den höchsten Pegel einer Datei suchen und das gesamte Stück dann so anheben oder absenken, daß dieser höchste Pegel den Wert erreicht, der eingestellt ist (bei Anna z.B. 89dB (wobei auch das strenggenommen irreführend ist, da “dB” ein Relativwert ist und ohne sein Bezugssystem im Grunde keine Aussagekraft besitzt - aber mp3Gain läßt sich in “dB” einstellen, daher ist als Bezugssystem vermutlich das in mp3gain gemeint.)) Normalisierung bezieht sich daher auf die “Lautstärke”
  • Neben der Lautstärke gibt es aber auch noch die “Lautheit”, die mit ersterer nicht verwechselt werden darf. “Lautheit” ist der (subjektive) Höreindruck, d.h. wie laut etwas auf uns wirkt. Kompressoren wirken in erster Linie auf die Lautheit.

Über das Thema kann man (und hat!) ganze Bücher schreiben, das würde jeden Rahmen hier sprengen - deshalb im Prinzip nur der Hinweis auf ein paar Stichwörter, nach denen man suchen kann, wenn man sich tiefer einlesen will. Ich empfehle da gerne die Aufsätze von Eberhard Sengpiel und es gibt radio(bezogene)foren, in denen das Thema bis zur Erschöpfung diskutiert wird - das zeigt auch, daß das alles keine exakte Wissenschaft ist.

Wie man seinen “sound processed” (spätestens an dieser Stelle versagen Anglizismen mit schöner Regelmäßigkeit ihren Dienst ;-)) ist im Prinzip jedem selbst überlassen und auch stark vom Ziel abhängig. Sound Processing kann sich auch sehr negativ auswirken; wenn man mal nach dem Begriff “Loudness War” sucht, findet man viele Beispiele. Meine persönliche Einstellung dazu ist “so wenig wie möglich, so viel wie nötig”. Das bedeutet für mich, daß ich meine MP3s nicht bearbeite (da jedes decodieren und neues codieren mit Qualitätsverlusten einhergeht), sondern diese “Ungleichheiten” mehr oder weniger gut mit dem Mischpult ausgleiche. Ich fahre das “nach Gehör”, Hilfsmittel ist dabei nur mein (sehr guter, zugegeben) Aussteuerungsmesser (auch “Peak Programme Meter”, PPM, genannt (ich benutze einen NTP 277-400)).

Ich nutze aber bei bestimmten Sendungen das Stereotool als Plugin im mAirlist-Encoder, um das zum Stream gesendete Signal zu bearbeiten. Das Stereotool ist dabei so eingestellt, daß es einen (weitgehend) einheitlichen Pegel aus der Summe erzeugt - wenn ich dran denke, hänge ich heute abend mal ein Bild an, daß die Pegel einer meiner Sendungen vor- und nach der Bearbeitung durch StereoTool zeigt. Dabei weise ich aber nochmal darauf hin, daß das nicht der Weisheit letzter Schluß ist - ich halte die Einstellungen dabei so konservativ (im Sinne von “bewahrend”) wie möglich, damit der Klang nicht zu sehr verfälscht wird.

Sound Processing kann man leicht übertreiben - ich nenne es gern das “Maggi der Tontechnik”: kann “süchtig” machen, hat aber keinen wirklichen Nutzen. Deshalb lautet mein Credo für jedwede Klängveränderung “weniger ist mehr” - ich versuche, so dicht wie möglich am Original zu bleiben und nur das zu ändern, was sinnvoll scheint. Bisher haben sich meine Hörer nicht beschwert (was aber nichts heißen muß).

LG

McCavity

Na das nenne ich doch mal eine ordentliche Auskunft :slight_smile:

Das könnte man so drucken und neben das Pult legen! Suuuper und Danke,
meint
Bernie

Wow, vielen Dank McCavity für deine Auskunft und deine Verbesserung bezüglich “Pitch Correction”.
Werde ich so zu herzen nehmen.

Was ich nach deinem Text möchte ist ein Limiter setzen und dabei leise Töne anheben. Ich versuch das mal mit deinem genutzen Mairlist Plug-In :wink:
Danke dir

Liebe Grüsse

Ich hatte in meinem jugendlichen Leichtsinn weiter oben noch versprochen, mal ein Vergleichsbild anzuhängen - die beiden Tonspuren im Anhang sind dieselbe Sendung! Unten ohne Processing, oben mit Processing durch StereoTool. Die Ähnlichkeit sieht man nur noch an den immer noch parallel verlaufenden hellblauen Hüllkurven in der Mitte, aber es ist atsächlich ein und dieselebe Sendung, einmal vor dem Prozessor abgespeichert und einmal dahinter.

Wie gesagt - es ist kein Allheilmittel, aber wenn Wert auf einen einheitlichen Pegel gelegt wird, dann kann StereoTool dabei helfen. Wie gesagt: so etwas geht natürlich nicht ohne einen Verlust, die Dynamik und die Individualität des Ausgangsmaterials leiden sehr darunter! Aber das mußjeder für sich selbst entscheiden.

LG

McCavity


Audacity_processed_vs_raw.png

McCavity vielen dank für Deine Ausführung hier (Sehr gut beschrieben) …genau das ist auch meine Ansicht, weshalb ich in einem anderem Faden auch sage das Mp3Gain (aus meiner sicht) nicht zu empfehlen ist.

Das encoden der original Audio Daten hat schon Klang gekostet, ein weitereres Bearbeiten der Wellenform und dann noch die Summenbearbeitung, lässt einen Song doch schon recht stark leiden und ist für meine Ohren nicht mehr anhörbar.

Ich handhabe es ähnlich wie Du.

Grundsätzlich bin ich mit McCavity d’accord. Im Studio habe ich die Regler im wahrsten Sinne des Wortes selbst in der Hand und muss mich auf mein Gehör (nach dem Motto “Am Anfang war das Ohr und nicht der technische Schnick-Schnack in Form von Peakmeter & Co”) und letztlich dann doch den Peakmeter verlassen.

Anders sieht es bei einer Automation/Rotation aus. Hier muss ich unweigerlich das Ausgangsmaterial “vorbereiten” und anschließend das Signal nachbearbeiten - ohne die Dynamik der Titel zu plätten. Briketts mag ich nicht und daher ist es keine leichte Aufgabe, wenn das Endprodukt dann hörbar bleiben soll.

Und hier komme ich zu MP3Gain. Weniger ist mehr und da unterstützt eben auch MP3Gain ein Stück weit. Ist zwar kein Wundermittel, aber bei sorgfältiger Dosierung/Anwendung bekommt man ein ordentliches Ergebnis, mit dem man durchaus weiterarbeiten kann. In Kombination mit dem richtigen Processing - sei es Hard- oder Software - sollten hier doch ordentliche Ergebnisse möglich sein.

Hier eine Grafik, die “unsere Gratwanderung” zwischen Dynamik und einem sauberen Sendesignal zeigt. Abgebildet sind ca. 25 Minuten unbearbeitete Aufnahme unseres Programms:

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Verwendet wurde übrigens MP3Gain zur Vorbearbeitung der Titel und das Stereotool für’s Processing. Die Automation wird selbstverständlich mit mAirList realisiert. ;D

Gruß,
Oddy