Musikarchiv nach R 128 aussteuern

Hallo,

aufgrund unterschiedlicher Lautheit zwischen Musik, Beiträgen, Otönen und Moderation, trotz einheitlicher Pegelspitzen, möchten wir nun gerne unser Program nach EBU R 128 aussteuern um eine einheitliche Lautheit aller Elemente zu erreichen.

Bisher spielen wir alles was in die Datenbank läuft mit -9dbfs ein. Die Daten werden entsprechend gewandelt und auf diesen Pegel gebracht.

Meine Frage ist nun:

Gibt es mittlerweile eine Normalisierung nach EBU R 128 im mAirlist?

Macht es überhaupt Sinn alles destruktiv nach Lautheit zu normalisieren, gegebenenfalls auch mit einem externen Tool?

Wäre es vielleicht besser den den Original Pegel der Daten beizubehalten und nur wenn die Dateien an den entsprechenden Ausspieler geliefert werden nach R 128 zu normalisieren, am besten automatisch von mAirlist?

Weiterhin wäre interessant zu wissen was unser Optimod davon hält, den wir vor der Antenne haben müssen. Der reagiert ja auf die Pegelspitzen und diese wären bei einer Aussteuerung nach R 128 ziemlich unterschiedlich und müssten den optimod logischerweise ordentlich ins schwitzen bringen. Das wollen wir natürlich vermeiden. Denn unser Wunsch ist nicht superlaut, sondern mehr Dynamik, bei durchgehend gleicher Lautheit.

Bin offen für Vorschläge :wink:

Beste Grüße
Patrick

Hey Patrick,

schau mal hier: https://www.mairlist.com/forum/index.php/topic,7286.msg53506.html - da haben wir vor kurzem über R128 gesprochen. Eine R128-Normalisierung ist wohl geplant.

Bis es soweit ist, lassen wir bei uns das Musikarchiv analysieren nach ReplayGain. MediaMonkey kann das zum Beispiel. Dabei werden die Audiodaten nicht destruktiv verändert, sondern es wird nur ein Wert in den ID3-Tag geschrieben. Beim Ausspielen berücksichtigt der Player (so auch mAirList) diesen Wert. Das ist schon ziemlich gut, zumal die Dateien bei normaler Einstellung dann um -9 dBFS ausgesteuert werden (je nach Ausgangsmaterial und Lautheit).

Das passt dann auch gut zu unbearbeiteten O-Tönen etc. Zusätzlich lassen wir unsere O-Töne, Beiträge etc. in der Regel noch im Schnittprogramm durch einen Kompressor/Limiter laufen, der etwas Dynamik rausnimmt und insofern den Sound an den Studiomikrofon-Sound angleicht.

Statt Optimod setzen wir StereoTool ein. Da kommt es natürlich darauf an, welches Preset man wählt und wir man die Parameter einstellt: Soll er alles möglichst laut machen oder ist mehr Dynamik gewünscht? Einige Spitzen wird er natürlich dann am Ende trotzdem abfangen, insbesondere aufgrund der zu berücksichtigen Preemphasis im Sender, um die vorgeschriebenen Werte bzgl. Hub und MPX-Leistung einzuhalten.
“Durcheinander” sollte der Optimod dann aber nicht kommen. Wenn Ihr schon im Studio einigermaßen gleich aussteuert (R128 bzw. so ähnlich) sind doch die Unterschiede z.B. zwischen Musik und Sprache eben nicht so groß, weil ihr ja schon nach Lautheit statt nach Spitzenpegel aussteuert. Oder habe ich Dich da falsch verstanden?
Je besser im Studio die Lautheit der unterschiedlichen Elemente schon zusammenpasst, umso weniger muss der Optimod gegenregeln, umso besser sollte das Endergebnis sein.

Viele Grüße
Stefan

Hallo Stefan,

zunächst einmal Danke für deine ausführliche Antwort.

Ist es denn abzusehen wie lange die Integration einer R128 Normalisierung noch dauert?
Falls es ndoch noch mehr als 1 Jahr dauert wäre Replay Gain vermutlich eine gute Alternative. Ich werd mir das einmal anschauen.

Für Beiträge ist an den Schnittplätzen der Einsatz von Hardware Kompressoren geplant um zumindest die im Sender aufgesungenen Töne einheitlich zu bekommen. Die Otöne müssten dann entsprechend angepasst werden, ich würde den Redakteuren nur ungern einen weiteren (technischen) Arbeitsschrit aufzwingen, zumal die Einstellung eines Kompressors/ Limiters nicht so einfach sind. Na mal sehen wie wir das Lösen, evtl muss in der Technik dann da nachbearbeitet werden. Vielleicht auch Aufnahmegeräte mit eingebauten Kompressoren/Limitern.

Den Optimod werden wir wohl nicht ersetzen können, denn für die Bürgerfunksender sind die ja leider Pflicht, aber wie du bereits geschrieben hast, brauchen die ja im Prinzip nicht viel tun wenn vorher das Signal gut aufbereitet ist. Da wir relativ viele unterschiedliche Musikrichtungen spielen, brauchen wir mehr Dynamik. Die Klassiksendungen sollen nicht wie ein Rockkonzert klingen :wink:

Im Studio pegeln wir bisher noch nach Spitzenpegeln aus, wollen aber in Zukunft gern nach Lautheit aussteuern, dazu fehlen uns noch die entsprechenden Pegelmesser. Wir sind da einer Lösung mit einer Software über Tablet dran. Ist ne Kostenfrage, die DHD Pegelmessgeräte sind einfach überteuert. RTW´s R128 Pegelmesser ist nicht wirklich brauchbar im Livebetrieb, einfach zu klein und schlecht lesbar.

Wir werden wohl ein Surface anschaffen, dann Nugen drauf, Soundkarte dran und Summe + PFL da reinrouten.

Hey Patrick,

komme erst jetzt dazu, noch mal zu antworten.

Vielleicht bist Du ja inzwischen schon weitergekommen. Aber ich gebe gerne noch ein paar Tipps weiter, wie wir das bei uns realisieren:

Zum Thema Angleichen Lautheit von Studio-Mikros, Schnittplatz-Mikros und O-Tönen:

Ist natürlich ne feine Sache, wenn Ihr Hardware-Kompressoren an den Schnittplätzen verbaut. Da lässt sich natürlich gut der Sound an die Studio-Mikros angleichen. Bleibt aber das Thema mit den O-Tönen.

Wir haben bei uns keine Hardware-Kompressoren im Einsatz (wobei ich da immerwieder drüber nachdenke), aber eine Vorlage fürs Schnittprogramm erstellt, in der fest ein Kompressor-Plugin mit voreingestellten Parametern in den Spuren für Sprecher/O-Töne aktiviert ist. In SONY Vegas geht das ziemlich gut. Man muss dann den Redakteuren allerdings beibringen, dass sie in diese Spuren keine Verpackungselemente oder Musik reinziehen, weil dafür der Kompressor natürlich völlig falsch ist.

In unseren Vorlagen sind für all das deshalb vier Spuren angelegt:
1=Sprecher, 2=O-Ton (beide mit Kompressor, außerdem wird Stereo zu Mono runtergemischt, damit O-Töne, die mit Stereo-Mikros aufgenommen wurden, wie z.B. mit dem Zoom, nicht “wandern”.
3=Musik, 4=Atmo (beide ohne jegliche Manipulation).

Solche Vorlagen kann man gut auch für Adobe Audition erstellen.
Für den Workflow bedeutet das allerdings, dass man zwar im “Single-Track-Modus” schneiden kann, aber hinterher muss das Werk in den Mehrspur-Editor in eine Spur mit Soundprocessing gelegt werden. Manche finden das vielleicht umständlich. Aber man kann sich daran gewöhnen, gleich im Mehrspur-Editor zu schneiden.

Zum Pegelmess-Gerät:

Wir setzen auch Software-Messgeräte ein, die auf dem Studio-PC laufen. Da die Soundkarte des PCs ohnehin die Programm-Summe am Eingang hat (auch für Aufzeichnungen etc.), ist es kein Problem, damit das Software-Messinstrument zu betreiben.

Wir haben dieses Jahr mit dem K-Meter von Martin Zuther gearbeitet. Ist zunächst etwas seltsam in der Config, aber Freeware.
Als K-Meter ist es schonmal besser geeignet als ein Peakmeter, weil es eben ein Lautheitsmesser ist. Für den Radiobereich finde ich das eigentlich ziemlich passend. Nach R 128 habe ich noch nicht geschaut.
(Das K-Meter ist leider ein bisschen buggy: Wir haben im Dauerbetrieb festgestellt, dass es im Laufe der Zeit zunehmend “hinterher” ist, und verzögert anzeigt. Da hilft nur K-Meter schließen und wieder öffnen. Will mich daher mal nach Alternativen umschauen.)

Als Preakmeter hatten und haben wir im Einsatz das hier: PPM.

Wie sieht Euer Setup inzwischen aus?

Noch kurz zum Optimod: Ist der wirklich Pflicht? Denn es gibt ja auch Alternativen zum Optimod.

Oder ist nur vorgeschrieben, dass das Sendesignal die Bestimmungen zu Hub und MPX-Leistung einhalten muss? So sind die Vorgaben der BNetzA. Bei uns gilt letzteres. Wir realisieren das ausschließlich mit dem Stereo-Tool, überwachen auch selbst Hub und MPX und fahren damit bestens ohne jegliche Überschreitung. Die BNetzA hat sich auch noch nie beschwert.

Aber es kann natürlich sein, dass es da zusätzliche Regelungen bei Euch gibt. Welches Bundesland?

Wenn Du den Sound gar nicht verbiegen willst, sondern nur dafür sorgen willst, dass die Parameter für Hub und MPX-Leistung eingehalten werden, könntest Du statt eines Optimods einen “Jünger mpx01” einsetzen. Den gibt’s nicht mehr, soweit ich weiß, aber vielleicht bekommst Du ihn ja irgendwo gebraucht. Von Jünger gibt’s auch sicher ähnliche Nachfolgemodelle. Der mpx01 regelt ganz gemächlich und fast unhörbar. Wir hatten ihn 2007 mal im Einsatz. Da hatte ihn uns die MediaBroadcast zur Verfügung gestellt.

Ich hatte noch keinen Optimod in Händen, aber Du kannst dort sicherlich auch ein Preset so einstellen, dass es extrem dezent arbeitet. Denkbar ist auch ne Umschaltung - je nach Sendung ein anderes Preset.

“Optimod” ist hier wohl als Synonym für “Sende-Soundprocessor” zu verstehen. Natürlich kannst du auch ein Gerät von einem anderen Hersteller nehmen, es geht sogar mit Software (Stereo Tool mit FM-Option)!

Wichtig ist der intergrierte MPX-Limiter, um die rechtlichen Vorgaben hinsichtlich Hub und MPX-Leistung einzuhalten. Und dann gibt es noch so Sachen wie ITU BS.412, aber ich glaube, in DE ist das noch nicht Pflicht…

genau :slight_smile:

[Update]

Seit Version 6.2.0 implementiert.