Hallo rbor,
mir ist da heute Abend ein Lied durch die Playlist gelaufen, das hat mich wieder an diesen Thread erinnert - und neugierig gemacht.
Doch der Reihe nach.
Zunächst einmal habe ich deine zweistündige Sendung aufgezeichnet. Die sieht in der Wellenform so aus:
Da aber letztlich der Höreindruck zählt:
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Deine Moderation betreffend - du hast die AGC ja mit gesonderten Einstellungen im Mikrofonkanal arbeiten lassen - gibt es absolut nichts zu beanstanden. Das klingt, soweit ich das beurteilen kann, ganz ordentlich.
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Stichproben aus der Musik fand ich, je nach Titel, mal brauchbar, mal weniger schön. Ja, das ist Geschmackssache und vermutlich hat es auch einen Einfluss, mit welcher Lautheit das jeweilige Stück auf die AGC trifft.
Dazu kommen wir später. -
Um ehrlich zu sein, unter dem Titel “Great Instrumentals” hatte ich mir eine andere Musikauswahl vorgestellt; jedenfalls hätte ich der Sendung einen anderen Namen gegeben. Aber das ist deine Sache (bzw. die des Radios).
Gegen die Musik an sich habe ich nichts einzuwenden, aber damit hast du mir - sicher unbeabsichtigt - eine weitere Vorlage geliefert: Gerade diese Interpretationen weisen eine recht hohe Dynamik auf. Um so weniger verstehe ich, wieso ausgerechnet solche Titel mittels der AGC so geplättet werden müssen? Wäre da nicht ein viel besseres Signal drin gewesen?
Und was war jetzt der Auslöser für diesen Beitrag?
In meinem Abendprogramm lief von Michael Jackson der Earth Song - und der hat es in sich.
Da du bereits mit Tondose diesen Austausch hattest:
… wollte ich wissen, wie sich der Titel von Michael Jackson mit deinen Einstellungen so macht.
In den Datei-Eigenschaften sieht die Wellenform im Cue-Editor so aus (ja, das ist R 128):
Zugegeben, das ist eine Herausforderung.
Also lassen wir mAirList mal auf den Titel los.
Variante 1: Titel im Original, ohne Normalisierung (Verstärkung = 0).
In der Variante 2 schalten wir nun die AGC mit den von dir vorgeschlagenen Einstellungen hinzu:
Huch? Ähm… also früher™ nannten wir so etwas ganz klassisch “Verschlimmbesserung”.
Variante 3 ist die Ausspielung nach R 128; so, wie der Titel bei mir gelaufen wäre:
Zu guter Letzt - Variante 4 - habe ich etwas getestet, was man eigentlich nicht machen soll: Den nach R 128 normalisierten Titel durch deine AGC gejagt.
Zwar nicht schön, aber ein klein wenig besser als die AGC vom Titel ohne Normalisierung (Variante 2).
Doch warum soll man das (nicht nur eigentlich) nicht machen?
Entscheidet man sich für ein derart ausgewogen ausgesteuertes Programm, dann darf anschließend in der Signalkette natürlich nicht mehr komprimiert werden! Das heißt andererseits auch, daß man sich von einem Teil seines Geräteparks verabschieden muß. Man kann nicht alles haben.
… was gleichermaßen für entsprechende Software gilt - ganz gleich, ob Kompressoren, Leveler, AGCs etc. pp.
Damit ist zugleich ganz klar bewiesen: Es hat einen Einfluss darauf, wie der Titel ausgepegelt ist, der in die AGC-Mühle kommt. Dementsprechend fällt nämlich auch das Ergebnis aus.
Daraus folgt: Fahre ich alle meine Titel gleichmäßig normalisiert in das Soundprocessing, erhalte ich besser hörbare Resultate, als wenn ich mein Soundprocessing alle Lautheitssprünge wegbügeln lasse.
Manche hört man mehr, andere weniger. Und das ist nun wirklich nicht mehr schön.
Ich will dich damit nicht verurteilen, dir allerdings aufzeigen, dass du mit deinen Einstellungen der Musik ausgerechnet das wegnimmst, was sie im Kern ausmacht: Die Dynamik.
Angesichts der Tatsache, dass der Titel von Michael Jackson 1995 veröffentlicht wurde, als der loudness war bereits in vollem Gange war, ist das fast schon wieder bemerkenswert. Und du zerstörst dann auch noch die letzten Reste davon? Warum?
Denkanstoßende Grüße
Uli