Kein Kompressor möglich

Vielleicht bin ich ein bisschen doof, aber ich bekomme es einfach nicht hin, die Kompressorfunktion für den Masterausgang zu aktivieren. Was um Himmels Willen mache ich nur falsch? Eigentlich möchte ich ja nur die Summe (Player A / B / Mic) mit dem Kompressor/Erweiterter Kompressor als Limiter konfigurieren, da ich sehr verschiedenes Programmmaterial habe (Pop/Klassik/Wort). Voice-Track kriege ich auch nicht komprimiert.
Ich habe die Trialversion von Home Studio. Forum habe ich schon durchsucht - leider muss ich sagen, dass so einige Benutzer Probleme haben, die mitgelieferten Software Effekte zu nutzen. Is it a Feature or a bug? :-\

Gruß Bene

Lieber Bene,

nimm es mir bitte nicht übel (und Torben hoffentlich auch nicht), aber ich muß dazu eine grundsätzliche Anmerkung vom Stapel lassen: Du hast Dir mit Deinem Programm in dieser Mischung so mit das schwierigste ausgesucht, was man in einer Sendung auf die Antenne geben kann – für den Zutritt zum Himmelreich der Sendungsfahrer fehlt eigentlich nur noch, auch das eine oder andere Hörspiel mit zu versenden.

Wie ich aus Deinem Beitrag entnehme, planst Du, das Programm, weil es so unterschiedlich ist, mittels eines Limiters hart im Pegel zu begrenzen. Das wird aber, gleich ob Du es softwaremäßig zum laufen bringst oder nicht, nicht funktionieren. Warum? Im Gegensatz zu moderner Pop- und Rockmusik bringt gerade E-Musik eine enorme Dynamik (das ist der Unterschied zwischen den leisesten und lautesten Stellen) mit sich, die man anderweitig in den Griff bekommen muß. Mit einem Limiter säbelst Du nur die Stellen mit dem höchsten Pegel ab, und damit der Effekt bei Klassik überhaupt nutzbar wird, mußt Du den Eingangspegel so weit anheben (für Leute mit Mischpult: den Regler so weit aufreißen), daß die ganze Ausgewogenheit der Musikproduktion (wenn denn eine da war) zum Teufel geht: Die leisen Stellen klingen unnatürlich laut, die lauten kommen im Verhältnis dazu nicht mehr zur Geltung.

(Ich habe anderenorts zum Vergleich einmal das Bild einer zu niedrigen Schublade bemüht, in der Du rohe Eier unterbringen willst. Sie einfach zuzuknallen, führt auf Abwege. Dies ist im übertragenen Sinne aber genau das, was Du vorhast.)

Wie machen es also die Leute in den Funkhäusern? Betrachten wir die Situation der Einfachheit halber zu der Zeit, da nachträgliches Soundprocessing noch nicht in Mode war: Da wurde die Musik in moderierten Sendungen mit klassischer Musik voll, die Sprache mit –8 dB augesteuert. In Sendungen mit U-Musik umgekehrt, Moderation voll, Musik mit –6 dB. Weitergedacht heißt das, daß in gemischten Sendungen mit U- und E-Musik die Klassik voll, der Sprecher mit –8 dB und die U-Musik mit –14 dB (!) gefahren werden müßte, um einen ausgewogenen Lautheitseindruck zu gewinnen. (Dies nur zur Verdeutlichung; heute gelten etwas andere Richtwerte.)

Achtung: Es wird dazu das komplette Programm jeweils „leiser“ abgespielt, nicht etwa von oben gedeckelt! Und genau das ist der Unterschied zu dem, was Du vorhast.

Was also tun? Zu Zeiten handgefahrener Programme war (und ist auch heute noch) der Mensch am Pult gefragt: Mit erfahrenem Gehör steuert er in erster Linie nach ebendiesem aus (und gegebenenfalls nach), der Pegelmesser ist im wesentlichen nur als Warnung vor Übersteuerungen nötig. Die Automatistion solcher gemischten Programme ist tatsächlich eine Herausforderung und ein klassischer Anlaß dafür, sich mit der lautheitsbezogenen Aussteuerung nach R128 zu befassen – nur so bekommst Du das Problem in den Griff. Und das allerbeste an der Sache ist: mAirList stellt die Bezugswerte dafür sogar zur Verfügung!

Da es den Rahmen dieses Forums sprengen würde, das Verfahren hier in allen Einzelheiten zu erläutern, verweise ich auf den sehr empfehlenswerten Vortrag des ORF-Kollegen Florian Camerer, der zwar in englisch gehalten ist, jedoch einen sehr aufschlußreichen Beitrag zum Verständnis des Themas leistet. Ganz ungeduldigen bzw. des englischen weniger mächtigen seien die Minuten zwischen 16’00" und 18’00" ans Herz gelegt, dort wird der Kern des Problems äußerst anschaulich dargelegt.

Ende des Vortrages, nun bitte die Fachleute für mAirList-DSP nach vorne.

Ausgewogene Grüße

TSD

Lieber Tondose,
erstmal vielen Dank für die umfangreichen Ausführungen.
Es ist mir sehr klar, dass ich da die Quadratur des Kreises vorhabe.
Dazu noch folgende Info: Ich habe sehr, sehr lange für einen Krankenhausfunk in Eutin (SH) gearbeitet. Dabei haben wir für vier(!) Kliniken gesendet, sowohl vorproduzierte Sendungen als auch live gefahrene, und das sogar zweimal als Verantaltungsfunk über FM.
In den Jahren habe ich sowohl dabei als auch im Privatfunk enorme Erfahrungen sammeln können - vom Matschsound bis hin zu einem akzeptabelen Kompromiss. Hinzu kam, dass unser Programm nicht vollkommen digitalisiert war (zwar CD, MD - und auch analoges Tonband) und über analoge Telekomleitungen (die gab es wirklich mal!!!) verbreitet wurde.

Das stellte mich natürlich als Techniker damals vor ganz große Herausforderungen. Aus den Jahren hab ich hier noch ein zweibändiges Werk “Handbuch der Tonstudiotechnik” von Michael Dickreiter. Deine Infos bezüglich “Aussteuerung” zu Zeiten ohne “Presswehen” bei angemessenem Lautstärkeempfinden sind mir also gut bekannt.
Nichts desto Trotz musste nun aber mal komprimiert werden. Und das mit erschwinglichen Geräten. Damals war die Firma Behringer gerade frisch am Markt und produzierte ihre Geräte noch in good old Germany in einer später nicht mehr erreichten guten Qualität- und was soll ich sagen: Der zweibändige Masterkom in der Summe war super und preiswert. Dahinter ein zugegeben recht teuerer, dafür aber supersimpler Aphex “Easyrider” mit vortrefflich selbstregelnder Funktion als amerikanischer Kollege - und alles war gut…

Die Einstellung war zwar die totale Fummelarbeit, aber der Sound war wirklich gut - ganz im Gegenteil zum fürchterlichen “Astmapumpen” eines analogen Optimodes, den ich aus dem Privatfunk beim Senden kannte, und der jedes Atmen von einem selbst krankhaft erschrecken ließ.

Langer Rede kurzer Sinn - die analogen Zeiten hatten hetten bei viel Geduld auch ihre Vorteile.

Deinen empfohlenen Beitrag werde ich mir zu Gemühte führen. Dennoch bleibe ich dabei: Kompression/Limiter digital krig ich in Mairlist nicht ans Laufen. Vielleicht hat ja jemand den entscheidenden, ulitmativen Tipp.

Und zudem noch ein Wunsch: Im Eventmanager lassen sich nur Events “pünktlich” planen. Schön wäre m.E. auch die Möglichkeit, wenn Events “warten” könnten, bis der laufende Titel der Playlist durchgelaufen ist.

So long,
Bene

Hallo Bene,

ich bin einer der Nutzer, die sich am erweiterten Kompressor die Zähne ausgebissen haben, weil ich ihn dazu benutzen wollte, einige wenige Peaks im Programm einzufangen und < -1dBTP zu halten. Dafür fand ich keine passende Einstellung.

Mittlerweile weiß ich aber, dass mein Denkansatz falsch war - ich habe mein Material von Hause aus zu laut ausgespielt und der erweiterte Kompressor konnte einzelne Spitzen nicht einfangen.
Bei der von Dir angestrebten Mischung “(Pop/Klassik/Wort)” ist ein Limiter (!) in der Summe (!!) grundfalsch.

Im Grunde brauchst Du hier drei unterschiedliche Herangehensweisen:

[ul][li]Pop: Heutzutage meist schlecht gemastert, geringe Dynamik, künstlich überzogene Lautheit.
Vorschlag: Lautheit ganz niedrig setzen, um Sprünge im Unterschied zum anderen Material zu vermeiden.[/li]
[li]Klassik: In aller Regel hoch dynamisches Material, bei gutem Mastering muss hier praktisch nichts verändert werden. Braucht einen guten Pultfahrer.[/li]
[li]Wort: Verträgt sanfte Kompression (< 2:1), sowie, für impulsive Sprecher / Interviewpartner, einen Peak Limiter.[/li][/ul]

Daraus folgt: Das alles im Mix im Master einbandig zu regeln, geht meiner Meinung nach schief.

Ich würde je nach Programmteil ein anderes Processing bzw. Vorbereitung des Materials vorab anstreben, aber das sprengt den Rahmen. Für Dein Vorhaben, so denke ich, wird mAirList Dir aktuell nicht die richtige Lösung anbieten können. Dazu ist Deine Anforderung zu komplex.

Wenn es Dir rein darum geht, den Effekt “funktionierend zu provozieren” weil Du glaubst, dass er nicht geht: Vielleicht ist Dein Material ja gar nicht limitierungswürdig genug? :wink:

Ein wenig [OT] zu meiner vorherigen Antwort; Du hast da etwas sehr bemerkenswertes geschrieben:

[quote=“Bene, post:3, topic:12089”]Damals war die Firma Behringer gerade frisch am Markt und produzierte ihre Geräte noch in good old Germany in einer später nicht mehr erreichten guten Qualität- und was soll ich sagen: Der zweibändige Masterkom in der Summe war super und preiswert.
(…)
Die Einstellung war zwar die totale Fummelarbeit, aber der Sound war wirklich gut (…)

Langer Rede kurzer Sinn - die analogen Zeiten hatten hetten bei viel Geduld auch ihre Vorteile.[/quote]

Bei mir werkelt tatsächlich auch noch ein Behringer herum, und zwar der so genannte “Combinator” (MDX-8000, vierbandiger Kompressor / Leveller mit schaltbarer Pre-Emphasis), in der Signalkette im Master-Insert eingesetzt - auch das ist ein noch echtes deutsches Meisterwerk, bevor Behringer zum Chinakracher mutierte.
Analogie at it’s best.

Mittlerweile aber, und das ist die beste Erkenntnis, arbeitet er im Hintergrund so unauffällig und fast gar nicht mehr eingreifend - weil das bereits angelieferte Signal schon so sauber ist, dass bis auf ganz wenige Ausnahmen keines der Bänder mal aufflackern muss. Früher habe ich da mit viel wilderen, aber keinesfalls besseren Einstellungen gearbeitet (der letzte Sender, bei dem ich war, wollte mich stets “lauter” haben, woraufhin ich mich zu so manchen Schandtaten hinreißen ließ).

Ansonsten würde ich, wollte ich am Ende der Signalkette tatsächlich hart limiten, einen dbx 166 XL (alt) bzw. -XS (aktuell) einschleifen und dort den “PeakStop® limiter” seinen Dienst verrichten lassen (bei mir ist es ein 166 XL im Mikrofon-Insert). Der hält Dir nun wirklich alle Sauereien zuverlässig vom Leib, auch wenn ich Deinen Denkansatz nach wie vor für falsch halte.

So sehr ich mAirList zu schätzen weiß, aber eine vergleichbare Funktion sehe ich dort derzeit nicht.
Rein theoretisch könntest Du, wenn Du die Amplitude der Peaks wiederholbar identifizieren kannst, mit einer negativen Verstärkung arbeiten und so das Problem umschiffen.
Dann gäbe es wenigstens kein Rührei in TSD’s Schublade. 8)

[hr]
Eine ganz andere Frage war da noch offen:

Kommt auf das Event an, das Du da einsetzen möchtest. Was darf’s denn sein?
Alternativ:

[ul][li]Dateien und Playlisten lassen sich einfügen.[/li]
[li]Du könntest statt dessen auch einen Befehl in die Playlist einfügen oder auch, fest vorgesehen, in die Stundenvorlage einsetzen.[/li][/ul]

Vielleicht lässt sich das, was Du vorhast, auch ganz anders als per Event lösen?

Schick! Einer, der den Dickreiter nicht nur kennt, sondern auch (zumindest in Teilen) gelesen hat. :smiley:

Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden. Aber mal gar nichts! Nur, die „Aussteuerung“ einem Limiter zu überlassen, wird schiefgehen. Wie hältst Du es denn mit der Religion dem Fahren? Sitzt Du dann selber am Pult (ist denn eines vorhanden?) oder soll’s der Automat richten?

Falsch, mein lieber! Die Sauerei entsteht nicht in meiner, sondern in Benes Schubfach. Ich (Achtung: Kracher in der Fassenacht!) habe lieber kleinere Eier, die ich auch nicht in irgendwelche Fächer stopfe.

Wohligweiche Grüße

TSD