Lieber Bene,
nimm es mir bitte nicht übel (und Torben hoffentlich auch nicht), aber ich muß dazu eine grundsätzliche Anmerkung vom Stapel lassen: Du hast Dir mit Deinem Programm in dieser Mischung so mit das schwierigste ausgesucht, was man in einer Sendung auf die Antenne geben kann – für den Zutritt zum Himmelreich der Sendungsfahrer fehlt eigentlich nur noch, auch das eine oder andere Hörspiel mit zu versenden.
Wie ich aus Deinem Beitrag entnehme, planst Du, das Programm, weil es so unterschiedlich ist, mittels eines Limiters hart im Pegel zu begrenzen. Das wird aber, gleich ob Du es softwaremäßig zum laufen bringst oder nicht, nicht funktionieren. Warum? Im Gegensatz zu moderner Pop- und Rockmusik bringt gerade E-Musik eine enorme Dynamik (das ist der Unterschied zwischen den leisesten und lautesten Stellen) mit sich, die man anderweitig in den Griff bekommen muß. Mit einem Limiter säbelst Du nur die Stellen mit dem höchsten Pegel ab, und damit der Effekt bei Klassik überhaupt nutzbar wird, mußt Du den Eingangspegel so weit anheben (für Leute mit Mischpult: den Regler so weit aufreißen), daß die ganze Ausgewogenheit der Musikproduktion (wenn denn eine da war) zum Teufel geht: Die leisen Stellen klingen unnatürlich laut, die lauten kommen im Verhältnis dazu nicht mehr zur Geltung.
(Ich habe anderenorts zum Vergleich einmal das Bild einer zu niedrigen Schublade bemüht, in der Du rohe Eier unterbringen willst. Sie einfach zuzuknallen, führt auf Abwege. Dies ist im übertragenen Sinne aber genau das, was Du vorhast.)
Wie machen es also die Leute in den Funkhäusern? Betrachten wir die Situation der Einfachheit halber zu der Zeit, da nachträgliches Soundprocessing noch nicht in Mode war: Da wurde die Musik in moderierten Sendungen mit klassischer Musik voll, die Sprache mit –8 dB augesteuert. In Sendungen mit U-Musik umgekehrt, Moderation voll, Musik mit –6 dB. Weitergedacht heißt das, daß in gemischten Sendungen mit U- und E-Musik die Klassik voll, der Sprecher mit –8 dB und die U-Musik mit –14 dB (!) gefahren werden müßte, um einen ausgewogenen Lautheitseindruck zu gewinnen. (Dies nur zur Verdeutlichung; heute gelten etwas andere Richtwerte.)
Achtung: Es wird dazu das komplette Programm jeweils „leiser“ abgespielt, nicht etwa von oben gedeckelt! Und genau das ist der Unterschied zu dem, was Du vorhast.
Was also tun? Zu Zeiten handgefahrener Programme war (und ist auch heute noch) der Mensch am Pult gefragt: Mit erfahrenem Gehör steuert er in erster Linie nach ebendiesem aus (und gegebenenfalls nach), der Pegelmesser ist im wesentlichen nur als Warnung vor Übersteuerungen nötig. Die Automatistion solcher gemischten Programme ist tatsächlich eine Herausforderung und ein klassischer Anlaß dafür, sich mit der lautheitsbezogenen Aussteuerung nach R128 zu befassen – nur so bekommst Du das Problem in den Griff. Und das allerbeste an der Sache ist: mAirList stellt die Bezugswerte dafür sogar zur Verfügung!
Da es den Rahmen dieses Forums sprengen würde, das Verfahren hier in allen Einzelheiten zu erläutern, verweise ich auf den sehr empfehlenswerten Vortrag des ORF-Kollegen Florian Camerer, der zwar in englisch gehalten ist, jedoch einen sehr aufschlußreichen Beitrag zum Verständnis des Themas leistet. Ganz ungeduldigen bzw. des englischen weniger mächtigen seien die Minuten zwischen 16’00" und 18’00" ans Herz gelegt, dort wird der Kern des Problems äußerst anschaulich dargelegt.
Ende des Vortrages, nun bitte die Fachleute für mAirList-DSP nach vorne.
Ausgewogene Grüße
TSD