Eigenbau - welche Selbstbauprojekte habt Ihr angefangen und realisiert...?

Hallo,

mich würde einmal interessieren. welche Selbstbauprojekte von Euch so realisiert wurden? Eigentlich gibt es immer “Problemzonen” für die es keine richtigen Lösungen gibt - oder die extrem teuer sind…

Ich mach´ da mal den Anfang mit einer zentralen Signal-Distribution mit Silence Detector, Korrelator, Kanaldifferenzmessung und sonstigem Schnickschnack…
…sozusagen die “eigne” Übergabestelle vom Sendeprozessing in den Streaming PC, dem Aircheck, den Monitoren (auch vielleicht auf dem Gäste WC), Anschluss für Final-Peakmeter (Air-Out) u.s.w.

Würde mich freuen, wenn es noch mehr verrückte Bastler und Konstrukteure gibt, die nicht immer alles “kaufen” -sonden auch eigene Ideen in Hardware umwandeln…

Viele Grüsse
JK


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…oder Stereo Enhancement - ohne die typischen Nebeneffekte von Behringer EX1, Phasematic & Co…


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WOW, kannst Du mal erklären, was das Teil alles genau macht, dazu vielleicht für die Nachbastler die Platinenlayouts und Bestückungslisten? Das wäre ja echt eine feine Sache und würde sicherlich den ein oder anderen zum Nachbasteln anregen! Sieht übrigens super aus das Teil!

Gruß Andreas

Hallo Andreas, hallo Radiobastler,

die Idee entstand durch ein Studio, deren Betreiber unzählige Signalsenken (sprich=Abnahmestellen) versorgen mussten. So wurde das Sendesignal als symmetrisches Signal bereitgestellt und auch durch die Prozessoren so angeboten. Der D/A Wandler zum Sender (Webradio=Streming PC) hatte ebenfalls symmetrische Eingänge. Der Aircheck jedoch benötigte ein blödes –10dB Signal auf Cinch – wobei die anderen Ausgänge gern Klinke wären. Ach ja – eine galvanische Trennung zum Monitorverstärker wäre auch noch wünschenswert gewesen…
So kam ich auf die Idee, den Jungs diese Kiste zu entwerfen. Dabei stehen zwei Eingangsquellen (symmetrisch per XLR) zur Auswahl, die per Tastendruck angewählt werden können. Hintergrund waren zwei unabhängige Studios, in denen entweder eine Air-Sendung – oder eine Produktion (Aufzeichnung, Konserve) lief. Somit konnte man im ZGR wählen, welches Studio „Zugang“ auf den Sender hatte. Das alles über hochwertige Reed-Relais – also keine krachenden Patchfeldkontakte oder Stecker…

Punkt1:
Dann kommt eine ganze Batterie Verteilungsverstärker auf symmetrische Ausgangsstufen OHNE Übertrager – mit Operationsverstärker Treiber und 6dB Korrektur

Punkt2:
Dann Ausgänge MIT Übertrager (leider auch sehr teuer – ca. 60 Euro das Stück) für die galvanisch getrennten Ausgänge, die über ein Verteilerschrank und Tonfrequenzleitungen durch die ganze Hütte geschaltet werden. Sozusagen eine universelle Sendestrecke. Auf den Leiterplatten befinden sich zusätzlich zu den Ausgängen auch Überspannungsschutzschaltungen. Somit könnten diese Ausgänge auch herkömmliche Tonfrequenz-Modulationsleitungen (gibt es kaum noch) treiben und „zukloppen“. War so´n Spaß bei der Konstruktion (es wieder einmal gemacht zu haben)…

Punkt3:
Die immer noch beliebten – und durchaus brauchbaren „Bunti Bunti“ Cinch Leitungen für die ganze semiprofessionelle Mischpoke – die durchaus Ihre Existenzberechtigung hat… Die typischen weiß-roten Gammelstecker mit unbestreitbarer „Kaputtgehgarantie“ sind immer noch der Renner…

Punkt4:
Dann habe ich der Kiste noch einen Korrelationsgradmesser spendiert, da nicht immer ein RTW 1260 vorhanden ist. Außerdem reicht es, wenn man an der Sendesumme sehen kann, was für einen Phasenmüll der Techniker auf den Sender/Stream jagt… Auch wenn die Kiste keinen akustischen Alarm einer 500Watt Hupe erzeugt, wenn die Phasenverhältnisse länger als 5 Sekunden jenseits sder 90Grad Marke wabern – ist es ein durchaus nützliches Instrument – wenn man(n) oder Frau die Anzeige überhaupt noch deuten kann… Vor lauter TFT Verblödung gerät das Ablesen herkömmlicher Messinstrumente - die nicht auf Simulationen auf Bitebene und hübschen Grafikanwendungen beruhen (sprich Softwarespielkram) – zur wahren Kunst.
Die Anzeige besteht aus 11 hünschen LED´s, die munter zwischen 0 und 180 anzeigen, was den Sender gerade verlässt…

Punkt5:
Die Signaldifferenz ist ein klareres Anzeichen dafür, wie sauber die beiden Kanäle L und R ausgesteuert wurden – und wie das angebliche Signalprozessing der Neuzeit mit den tollen „Bumms und Rumms“ Tools und Plugins aus der Softwarekiste das Signal verhunzen. Im Klartext wird hier das lineare Verhältnis zwischen L und R zur Anzeige gebracht.

Punkt6:
Ein Silence-Detector wurde ebenfalls eingebaut, um einen Ausfall des Senders zu erkennen. Macht Sinn, wenn der Sender einmal „Ruhe“ sendet – wobei der schlafende Moderator mehr der Grund dafür sein könnte. Jedoch eine sinnvolle Spielerei, wenn der Sender analog und unbemannt sendet und ein Ausfall erkannt wird. Eine Benachrichtigung per Handy, Telefon Modem oder brieftaube (Klappe des Käfigs geht auf…) wäre eine Lösung. Bleibt nur die Futterfrage der Taube zu klären…

Punkt7:
Goniometer-Funktion für den Anschluss eines ausgedienten Oszillosps. Irgendwo – oder in Ebay- lässt sich bestimmt ein Zweikanal (oder Einkanal) Oszilloskop auftreiben. Angeschlosen werden damit die Phasenverhältnisse der beiden Kanaäle L und R angezeigt. Für den Betrachter reiner Spielkram – für den Techniker die Erfüllung eins Traumes – wenn die Linien wild zappeln. Für wenige Techniker, die dann die Röhre im Oszilloskop – oder das ganze Gerät um 45 Grad drehen – die Erfüllung aller Anzeigewünsche zum Thema „Stereosendung“… Außerdem hat das Goniometer einen Bildschirmschoner – was kein Witz ist! Liegen nämlich KEINE Signale an – zeigt sich auf der Bildröhre ein Leuchtpunkt, der irgendwann die Bildröhre einbrennt. Explosionen der Bildröhre – wie oftmals in den Zeitschriften der 70er und 80er Jahre erklärt – treten nicht auf. Nur die Leuchtschicht an dieser Stelle der Röhre – kann zerstört werden. Da ein Oszilloskop in der typischen x-y Anwendung keinen anderen Signale erhält, habe ich eine Bildschirmschoner eingebaut. Er ist mit dem Silence Detector gekoppelt und erzeugt auf dem als Goniometer geschaltetem Oszilloskop eine Lissaous Figur in einem Zufallsmuster. Das schont die Röhre und die Leuchtschicht im Offline betrieb des Senders, wenn das Oszilloskop nicht abgeschaltet wird…
Spaßfaktor: Super
Techniknutzen: Für Profis

Punkt8:
Abschaltung durch einen Tastendurck. So kann das Sendesignal mit einem Taster komplett „gemutet“ werden. Ein Not-Aus für das Studio. Schönes Beispiel ist der Moderator, der durchdreht – oder eine Panne, die nicht mehr gesendet werden kann.
Vorteil: Der Schalter arbeitet gegen Masse und kann als Remotefunkton durch das ganze Funkhaus an beliebige Stellen gelegt werden. Wer darf (und auch die Berechtigung hat) klemmt das Sendesignal einfach „ab“. Not-Aus für den Chef – sozusagen…! Supersache!
Kontrolle total!

Punkt9:
Auswertung des Sendesignals. So kann der Techniker – oder Moderator durch einen externen Taster die Anzeigefunktion eines Peakmeters einstellen: Entweder sieht er die Summen L und R – die Differenz zwischen L und R (genau L-R) oder die Summe L+R.

Im ganzen eine große Bastelaufgabe, die locker dem Nachbau von RTW1206, RTW1260, dbx166, Urei 176, einem Telefonhybriden, Steromaxx MY-B2 oder Orban 222A gleichkommt. Wer ausreichend Zeit und Mut hat, kann sich an unzähligen Wochenenden mit sozialen Entbehrungen (Freunde und Freundin stellen eine Vermisstenanzeige…) mit diesem Projekt beschäftigen…

Natürlich gibt kein Platinenlayout – denn das wäre bei einem Unikat absolut unsinnig. Hier zählen Fakten zum Thema Lochrasteraufbau, die im Anhang als Impressionen der Arbeit zu sehen sind…

Ich bin gern behilflich, wenn jemand eine solch´ irre Aufgabe angehen will…!

PS: Leider ist das Gerät nciht mehr in meinem Besitz und arbeitet jetzt bei einem Sender. Allerdings ohne Ausfälle…

Viele Grüsse JK


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Hut ab, das klingt alles sehr interessant, wenn ich auch zugeben muss für mich persönlich wie ein Zugfahrplan, da ich hiervon nur spärlich Ahnung habe. Kannst Du über die ungefähren Kosten (ohne Arbeitszeit und Suchanzeigen) etwas sagen?

Gruß Andreas

Hallo Andreas, Hallo Forenmitglieder,

die geschätzten Kosten für Material (Gehäuse, Bauteile, Platinen und Kleinkram) läppern sich zu ungefähr 500 Euro zusammen - wenn man die Teile preiswert einkauft.

Wenn man die Arbeitszeit umrechnet und bedenkt, ist es ein Projekt in der Größe eines gebrauchten Optimod oder einer gut erhaltenen Broadcast-Konsole…
wahrscheinlich eine vierstellige Summe mit einer 5 davor…
Daher ist dieses Projekt mehr für Profis gedacht, die mit dem Lötkolben “groß” geworden sind…

Herzliche Grüsse
JK

Hallo Forenmitglieder!

Selbstverständlich gibt es sie noch, die “Lötkolbenkinder” und “Kabelratten” ;D , obwohl ich feststellen muss, dass die Gemeinde der Selbstbauer immer kleiner wird.
Ich beschäftige mich seit gut 20 Jahren mit Elektronik und habe schon einige Projekte aus der Taufe gehoben.
Zu den Themen “Radio” und “Audio” habe ich aktuell Fotos zu 3 Geräten rumliegen. Das ist zum Einen ein kleiner Mikrofonvorverstärker für mein MD-441, der dem Grundrauschen meines MZ-R30 Reporter-Minidisc-Gerätes ein wenig entgegenwirken soll. Weiters seht Ihr ein Interface für Mairlist. Das letzte Projekt ist eine meiner “Jugendsünden” (Was die etwas chaotische Verkabelung nicht entschuldigen soll :wink: ). Es handelt sich hierbei um ein einfaches Mischpult, eingebaut in das Gehäuse eines ehemaligen Stromzählers, das ich im zarten Alter von 17 Jahren für meine ersten Versuche als DJ gebaut habe.
Im Audiobereich hatte ich bisher mit Analogschaltungen meine helle Freude, dennoch ist auch auf diesem Sektor das Digitalzeitalter nicht spurlos an mir vorüber gegangen. Das letzte Bild zeigt daher ein Demo-Board mit u.a. ARM7-Prozessor, Cardreader und Audio-Codec, auf dem ich mich derzeit mit Signalverarbeitung abmühe…

LG
Radiodragon