BPM in die Datenbank schreiben

Im Grunde ist hiermit alles gesagt:

Dennoch sollte man sich ganz (ergebnis)offen über die Ideen von @TomJumbo83 austauschen können.

Mittlerweile habe ich da einen gewissen Erfahrungsschatz angesammelt - und der sagt: Ab dafür. :-1:
Grundsätzlich sollten wir uns vor Augen halten: mAirList ist eine Radio-Automation und kein DJ-Programm. Ja, ich weiß, dass Du das erwähnt hast - aber gerade deshalb kann ich Deine Argumente nicht so recht nachvollziehen.

Aktuell habe ich Erfahrungen mit dem vorab erwähnten AIMP Advanced Tag Editor, dem foobar2000-plugin BPM Analyser (foo_bpm) sowie der rekordbox von Pioneer DJ.
Sieht man mal von der rekordbox ab - die habe ich in dieser Hinsicht nicht getestet, da für mich aktuell nicht relevant -, muss man alle ermittelten BPM-Werte kontrollieren und nachpflegen. Das ist ein enormer Aufwand.

Doch selbst mein aktueller Favorit - foobar2000 BPM Analyser - verrennt sich zu einem immer noch zu großen Prozentsatz regelmäßig.
So etwas passiert vor allem bei Titeln, die sich nicht an den klassisch-deutschen Mitklatsch-4/4-Takt zwischen 120 und 132 BPM halten wollen. Wenn es dann noch in den Black angehauchten Sektor geht und da etwas ruhiger wird, darf man sich nicht wundern, dass da plötzlich Werte > 160 BPM in der Tabelle stehen. Das schaffen die Tools offenbar noch nicht so sauber.

Das war anfangs auch mein Grundgedanke, als ich neue Dateien mit BPM-Tag in die Datenbank eingelesen habe. Ich wollte das Attribut BPM als Grundlage für Transitions nehmen.

Aus der Praxis: Das funktioniert so nicht. Nur mal als Beispiel, das ich gerade auf dem Kopfhörer habe:
Paffendorf - Be Cool - 141 BPM
Auch wenn die Beats stimmen: Der “Mood” ist ein ganz anderer als bei ähnlich schnell berechneten Titeln. Und spätestens hier funktioniert die Nummer nicht mehr - oder Du legst Dir viele verschiedene virtuelle Unterordner mit passenden Genres an…

Absolut. Und du wirst schnell feststellen, dass die BPM da nur einer von vielen Parametern sind, ja, unter Umständen sogar hinderlich sind, weil sie zusätzlich nachgepflegt werden müssen.
Ich habe mir in der Playlist ja eine Spalte “BPM” angelegt und stelle immer wieder Nachbesserungsbedarf fest, weil ich stellenweise nicht aufgepasst habe:
Anastacia - Not That Kind soll 196 BPM haben? :flushed:

Hinzu kommt, dass BPM zwar ein gemeinsamer Nenner sein können (ebenso wie - theoretisch - die errechnete Tonhöhe (die rekordbox kann so was, warum auch immer)), aber ich als alter Tänzer hier mal gepflegt die “Takte pro Minute” (T/M) ins Rennen werfe. Und spätestens jetzt wird’s konfus, denn ein Tanz(-typ) steht nun mal für eine gewisse Geschwindigkeit und passt nicht in die gleiche Schublade wie ähnliche BPM.

Spätestens hier scheitert Dein “ähnliche BPM als Maßstab für Programmgestaltung”.
Aktuell höre ich einen Titel mit - korrekt! - errechneten 87 BPM. Blöd dabei nur: Trotz seines vergleichsweise geringen Tempos ist er vom Charakter eher als “flott” einzustufen. Und da versagt jeder Automatismus.

Ich war mal bei einem Sender, da machte sich der verantwortliche Musikchef die Mühe jeden Titel nach Tempo grob einzustufen: langsam, mittel, schnell. Mit dem Zusatzhinweis, wenn ein Titel langsam anfing und mittel endete etc. - war hilfreich für den Einsatz von Transitions.
Ich bastel’ aktuell auch an so was rum - ist aber wahnsinnig aufwändig und, zurück zum Thema, nicht immer synchron mit den BPM.

Aus diesem Grund plädiere ich dafür, stärker auf den “Charakter” des Musikstücks abzuzielen.
(Wie heißt das korrekt? Mood? Flow?)

Wie beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk so ein Archiveintrag aussehen kann, wurde vor Ewigkeiten mal in den radioforen geschrieben:

WILD CAT BLUES
Archivnummer => 3200901
Index/Schnitt => 000
Abspieldauer => 3'00
==============> => Titel
Komponist => Waller, Thomas "Fats" (1904-1943); Williams, Clarence (1893-
1965)
Bearbeiter M => Schönberger, Heinz (1926-)
Urheber-Kennz. => 1
Titel => Wild cat blues
Aufnahmeort => Studio II
Solist. Mitw. => Schönberger, Heinz (cl)
Chor-Einstud. => Tanzorchester des Hessischen Rundfunks
Ensemble M => Schönberger, Heinz
Titelinterpret => TO des hr; Schönberger, Heinz
Bereich => L Leichte Musik
Kateg/Präs.form => 12 Tanzmusik
Art/Charakter => Swing
Ausführung => 2 instr
Aufnahmedatum => 1977-02-25
Aufnahmeort => Studio II
Verlag-Titel => Clarence Williams
==============> => Tonträger
Obertitel => nicht vorhanden
repr. Interpret => TO des hr; Schönberger, Heinz (Ltg)
Entstehungsart => 1 Eigenproduktion (Herkunft: 3
Labelcode Label => X050 HR
Betriebsart TT => 2 Stereo
Tonträgerart => 1
Aufn/Abm/Wdg TT => XXA

(mit nostalgischen Grüßen an @Tondose, der sicher noch so einiges zur Archivierung und BPM zwecks Programmgestaltung beitragen kann)

Das Schöne daran: Mit mAirList kann man so einen Index natürlich auch erstellen (und den Mini-Scheduler irgendwann überfordern).
Die Kernfrage lautet also: Was ist sinnvoll für den Radiobetrieb und was nicht?

Auch hier aus der Praxis: Nein, bitte nicht.

mAirList bietet wahrlich genug Möglichkeiten, die Sendestunde sauber zu beenden.
Wenn Du zu viele Blöcke und / oder Fixzeiten in der Sendestunde in der Sendestunde hast, dann wird ein gepitchter Auto-Float auch nicht viel helfen.

Ein Rechenbeispiel: Ein Titel mit einer Länge von 4’ 00" hätte bei einem MasterTempo von +5% eine neue Länge von 3’ 48" - wenn mich meine Rechenkünste jetzt nicht im Stich lassen (DJs, helft mir!).

Ich habe im Hinterkopf noch eine Diskussion, ebenfalls in den radioforen, wo ein terrestrischer Privatsender von einem Titel unterschiedlich lange (selbst geschnittene!) Versionen eines Titels vorhielt, um vermeintlich “punktgenau” zur Werbung oder den Nachrichten enden zu können. Die Bezeichnung “unethisch” für dieses Vorgehen dürfte dabei noch die diplomatischste Umschreibung sein.
Ähnliches erwarte ich bei einem gepitchten float.

Brauchen Deine Hörer das wirklich?

Skeptische Grüße: Uli